24.08.2014 21:12:58
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Streikdrohung der Lufthansa
Bielefeld (ots) - Die Lufthansa droht mit Streiks. Wieder einmal!
Wer dieser Tage ein Déjà-vu haben sollte, liegt richtig. Erst im
April hatte die Arbeitsniederlegung der Piloten zu 3800 Flugausfällen
geführt. An drei Tagen waren mehr als 420000 Passagiere betroffen. Es
gab viel Ärger, Wut und Unmut. Und nun? Wiederholt sich das Chaos
mitten in der Urlaubszeit? Das Problem ist immer noch das alte. Die
mächtige Pilotenvereinigung Cockpit versucht für ihre Mitglieder zum
einen mehr Geld herauszuholen. Zum anderen kämpft sie um die
Beibehaltung bisheriger Ruhestandsregelungen. Im Schnitt gehen die
Lufthansa-Piloten mit 59 Jahren in einen vom Konzern bezahlten
Vorruhestand. Diese Vereinbarung will die Lufthansa kippen. Um im
harten internationalen Wettbewerb Kosten zu sparen, sollen die
Piloten länger fliegen. Schließlich ist das Personal nach dem Kerosin
der höchste Kostenblock der Airline. Doch der Widerstand ist gewaltig
und kann bereits kurzfristig in erneute Flugausfälle münden. Die
Gewerkschaft Cockpit muss aber aufpassen, den Bogen nicht zu
überspannen. Das Verständnis für Piloten, die zwischen 90000 und
255000 Euro im Jahr verdienen, ist in der Öffentlichkeit eher gering.
Es besteht die Gefahr, dass sich mehr und mehr Passagiere aus
Enttäuschung oder Verärgerung über sich ständig wiederholende Streiks
oder Streikandrohungen von der Lufthansa abwenden. Auch andere
Airlines bieten schließlich gute Leistungen. Nun kann es aber nicht
im Interesse der Gewerkschaft sein, den Konzern wirtschaftlich zu
schwächen, um somit weitere Jobs zu gefährden. Natürlich lastet auf
Piloten eine hohe Verantwortung. Sie müssen bestens ausgebildet und
topfit sein. Das erwarten wir als Passagiere. Ob sie nun mit 59, 60
oder später das Fliegen aufgeben, darüber muss im Einzelfall ein
Gesundheitscheck befinden. Ein automatisch bezahlter Vorruhestand mit
59 Jahren ist angesichts der Wettbewerbssituation und der fürstlichen
Entlohnung der Piloten nicht mehr zeitgemäß. Unerträglich aber ist
ein weiteres Phänomen in der Luftfahrtbranche. Neben der
Pilotenvereinigung Cockpit gibt es - ähnlich wie bei der Deutschen
Bahn - weitere vier Gewerkschaften, von denen jede für sich den
Luftverkehr lahm legen kann. So vertritt Verdi die Interessen des
Kabinenpersonals sowie der Mitarbeiter der privaten
Sicherheitsdienste und der Frachtabfertigung. Die Gewerkschaft der
Flugsicherung kümmert sich um die Lotsen in den Towern. Für das
fliegende Kabinenpersonal ist auch noch die unabhängige Flugbegleiter
Organisation (Ufo) da. Schließlich gibt es seit Ende 2012 noch die
Arbeitnehmergewerkschaft im Luftverkehr, die wiederum beim
Bodenpersonal stark vertreten ist. Zig Tarifverträge in einem
Unternehmen, die immer wieder neu verhandelt werden müssen - das ist
zuviel. Eine starke Gewerkschaft: ja! Viele Splittergewerkschaften:
nein! Damit dürfte Deutschland besser fahren.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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