24.03.2017 22:47:56

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Saarlandwahl

Bielefeld (ots) - Wenn es das Saarland als Bundesland nicht gäbe, würde es niemand vermissen - außer den Saarländern vielleicht. Doch die überfällige Fusion mit Rheinland-Pfalz, über die schon seit Jahrzehnten diskutiert wird, dürfte eine Utopie bleiben. Das sind einfach viel zu viele gut dotierte Posten, die dann wegfallen würden.

Also muss im Saarland alle fünf Jahre ein neuer Landtag gewählt werden. Das erregt im Normalfall kein großes öffentliches Interesse. Warum auch - schon bei der Oberbürgermeisterwahl in Köln sind mehr Wahlberechtigte zur Stimmabgabe aufgerufen. Doch dieses Jahr ist nicht der Normalfall. Dieses Jahr ist »Superwahljahr«.

Schauen wir folglich genauer hin und halten fest: Ein Gradmesser kann diese Wahl auch 2017 nicht sein. Zu klein das Land, zu speziell die politischen Verhältnisse mit einer am Bund gemessen überproportional starken Linkspartei. Letzteres allerdings lädt diese Wahl in besonderer Weise auf. Sollte die 40-jährige SPD-Frau Anke Rehlinger Ministerpräsidentin ausgerechnet von Oskar Lafontaines Gnaden werden, hätte das hohe Symbolkraft.

Mit Rot-Rot an der Saar würde aus dem »Schulz-Effekt«, von dem alle bisher nur reden, ein erster messbarer, noch dazu bis vor kurzem für vollkommen unmöglich gehaltener Sieg. Zudem würde die Kluft zwischen der Linkspartei und der SPD, für die niemand so steht wie Lafontaine, ein ganzes Stück kleiner. Und nicht nur SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz weiß: Nichts nährt den Erfolg mehr als der Erfolg.

Dagegen steht die amtierende CDU-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, die ihr Land ähnlich unaufgeregt regiert wie Angela Merkel die Republik. Große Symbolkraft auch hier: Die Saarländerin gilt als eine Zukunftshoffnung der personell nicht gerade auf Rosen gebetteten CDU.

Hinzu kommt: Die Partei braucht ihren Sieg schon deshalb, da bei den Wahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen wenig zu holen sein dürfte. Eine Pleite im Saarland dagegen würde die längst spürbare Nervosität in Reihen der Union noch deutlich steigern. Und den innerparteilichen Druck auf Merkel auch. Ihre zur Schau gestellte Gelassenheit ist schon jetzt in der CDU/CSU höchst umstritten.

Viel könnte am Ende davon abhängen, wie die AfD abschneidet, mit der auch im Saarland niemand zusammen arbeiten will. Zuletzt wurde die Partei zwischen sechs und sieben Prozent taxiert. Die Frage lautet: Wird sie damit wieder unterschätzt? Das war zuletzt bei mehreren Landtagswahlen insbesondere in den westlichen Bundesländern so. Eine Erklärung: Offenbar will sich nicht jeder, der AfD wählt, auch in einer Umfrage dazu bekennen.

Sonntagabend wissen wir mehr. Dann tritt auch der Bundestagswahlkampf 2017 in eine neue Phase - egal, wie es im kleinen Saarland ausgeht.

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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261

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