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15.06.2014 21:42:58

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema USA und der Irak

Bielefeld (ots) - Als der US-Präsident im Mai vor die Kadetten an der Militärakademie von Westpoint trat, gebrauchte er ein griffiges Bild, das Paradox amerikanischer Macht zu beschreiben. »Nur weil wir einen Hammer besitzen, heißt das noch lange nicht, dass jedes Problem ein Nagel ist.« Barack Obama illustrierte damit die Zurückhaltung der USA im syrischen Bürgerkrieg. Gleichzeitig legte er die Latte für den Einsatz von Gewalt deutlich nach oben.

Wenn »nationale Sicherheitsinteressen« auf dem Spiel stünden, werde er allerdings nicht zögern zu handeln, versprach der Präsident. Die Antwort der USA auf den Vormarsch der Isis-Kämpfer in Irak wird zum Testfall der neuen Sicherheits-Doktrin Obamas. Die Einnahme der Zwei-Millionen-Stadt Mossul brachte die Kämpfer für ein sunnitisches Kalifat auf dem Gebiet des heutigen Syrien und Irak nicht nur ihrem Ziel einen Schritt näher, sondern bedroht auch die Sicherheit des Westens.

Mehr als 2000 Freiwillige aus Europa, den USA und Kanadas füllen die Isis-Bataillone. Wenn die Erfahrung der 80-er und 90-er Jahre in Afghanistan ein Maßstab sind, bedeutet das eine tödliche Gefahr. Einer von neun Heimkehrern aus dem Bürgerkrieg fühlte sich motiviert, daheim terroristische Gewalt auszuüben.

Ein hoher Mitarbeiter des Weißen Hauses meint zu den Erkenntnissen der Geheimdienste über die Erfolgen der ISIS in Syrien und Irak: »Angesichts dessen möchten sie sich umbringen.« Ein dramatisches, um nicht zu sagen, vernichtendes Eingeständnis des Scheiterns einer Intervention, die mit dem Einmarsch der USA 2003 begann.

Die Demokratisierung Iraks sollte nach den Versprechungen George W. Bushs zum Vorbild in der Region werden. Die Dominosteine fielen in die entgegengesetzte Richtung. Fakt bleibt, dass es zum Zeitpunkt des amerikanischen Eingreifens weder in Irak noch später in Syrien eine El-Kaida gab. Ihr Entstehen verdankt sie erst dem Widerstand gegen die US-Militärpräsenz. Richtig stark machte die Extremisten dann der sektiererische Despotismus Nuri al-Malikis, der als Regierungschef nichts unternahm, die sunnitische Minderheit zu integrieren.

Bushs Krieg wird zu Obamas Albtraum. Er kann nicht tatenlos zusehen, wie in Irak und Syrien ein neuer Tummelplatz für Dschihadisten aus aller Welt entsteht. Das Pentagon verlegte einen Flugzeugträger und Begleitschiffe in die Region. Ein sicheres Anzeichen, dass Luftschläge gegen die ISIS-Truppen ernsthaft erwogen werden. Umgekehrt lösen Bomben allein das Problem nicht. Deshalb drängt Außenminister John Kerry auf einen politischen Kurswechsel in Bagdad. Effektiver als jede Waffe wäre ein Abtreten des unfähigen Maliki. Zusammen mit Bush trägt er die Hauptverantwortung für die aktuelle Krise. Nur mit einer integrativen Figur an der Spitze, die auf die Sorgen und Nöte der Sunniten eingeht, lässt sich den Extremisten dauerhaft das Wasser abgraben.

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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261

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