22.08.2013 20:17:58
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Syrien
Bielefeld (ots) - Krieg hat seine eigene Logik; ein Bürgerkrieg in
Nahost erst recht. Auf den ersten Blick könnte man vermuten, dass es
nicht im Interesse des syrischen Diktators Assad liegt, Chemiewaffen
einzusetzen. Seine Armee rückt vor, die Rebellen sind unter sich
zerstritten. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann Assad wieder das
ganze Land kontrolliert. Außerdem: Der Einsatz dieser Waffen ist
eine rote Linie, die nach Worten von US-Präsident Barack Obama ein
Eingreifen des Westens erforderlich machen würde. Erst recht, wenn es
dabei so viele Tote und Verletzte gab wie jetzt im Vorort von
Damaskus. Aber so denken Strategen an den Militärschulen in Europa
und Amerika und in den Kanzleien der Ministerien. Assads Kalkül
könnte anders aussehen. Der letzte Trumpf der Rebellen ist die
Hoffnung auf den Westen. Die rote Linie zu überschreiten und Obama
als zahnlosen Tiger vorzuführen, müsste die Aufständischen vollends
entmutigen. Zudem entspräche der Einsatz chemischer Waffen der
Eskalationsstrategie des Despoten von Damaskus. Zuerst Artillerie,
dann Panzer, später Bomben und Raketen, schließlich Scud-Raketen und
erstmals schon 2012 - der Chemiewaffen-Einsatz. Diese graduelle Eskalation erlaubt dem Regime, den Gegnern im In- und Ausland zu zeigen, dass man in der Kriegsführung steigerungsfähig ist und auch keine Angst vor ausländischen Interventionen hat. Beide Logiken sind plausibel. Möglich und menschenverachtend konsequent wäre auch, dass die Rebellen Chemiewaffen eingesetzt haben - in der Hoffnung, den Westen zum Eingreifen zu bewegen und so die Situation zu ihren Gunsten zu wenden oder zumindest eine Flugverbotszone, also einen sicheren Zufluchtsraum zu gewinnen, von dem sie ihre Operationen starten könnten. Die alte Frage - wem nutzt es? - ist nicht eindeutig zu beantworten. Ebenso offen bleibt die Frage: Soll der Westen eingreifen oder nicht? Wie bei den nachgewiesenen chemischen Angriffen zuvor verlegt sich Washington aufs Prüfen. Damit gibt Obama dem syrischen Despoten noch eine Gelegenheit, die Hilflosigkeit der USA zu demonstrieren. Man braucht nur die Einreise der UN-Prüfer zu verweigern, um so die internationale Diskussion auf eine Schiene des Zweifelns zu lenken. Assad weiß, dass im UNO-Sicherheitsrat kein Mandat für ein Eingreifen zu holen ist. Das wird Russland verhindern. Ein Eingreifen mit Bodentruppen gilt in den USA als unpopulär. Schon das Versprechen Obamas, Waffen an die Rebellen zu liefern, verlief im Sande. Nach seiner Ankündigung vor vor zwei Monaten ist keine Patrone angekommen. Man kann es drehen und wenden wie man will: Die syrische Tragödie hat im Moment keine Lösung. Der Krieg wird weiter mit grausamster Härte geführt werden. Der Westen sollte wenigstens so ehrlich sein und seine Hilflosigkeit eingestehen. Die Kolonialzeiten sind vorbei und der islamische Krisengürtel muss eigene Wege zum Frieden finden.
erstmals schon 2012 - der Chemiewaffen-Einsatz. Diese graduelle Eskalation erlaubt dem Regime, den Gegnern im In- und Ausland zu zeigen, dass man in der Kriegsführung steigerungsfähig ist und auch keine Angst vor ausländischen Interventionen hat. Beide Logiken sind plausibel. Möglich und menschenverachtend konsequent wäre auch, dass die Rebellen Chemiewaffen eingesetzt haben - in der Hoffnung, den Westen zum Eingreifen zu bewegen und so die Situation zu ihren Gunsten zu wenden oder zumindest eine Flugverbotszone, also einen sicheren Zufluchtsraum zu gewinnen, von dem sie ihre Operationen starten könnten. Die alte Frage - wem nutzt es? - ist nicht eindeutig zu beantworten. Ebenso offen bleibt die Frage: Soll der Westen eingreifen oder nicht? Wie bei den nachgewiesenen chemischen Angriffen zuvor verlegt sich Washington aufs Prüfen. Damit gibt Obama dem syrischen Despoten noch eine Gelegenheit, die Hilflosigkeit der USA zu demonstrieren. Man braucht nur die Einreise der UN-Prüfer zu verweigern, um so die internationale Diskussion auf eine Schiene des Zweifelns zu lenken. Assad weiß, dass im UNO-Sicherheitsrat kein Mandat für ein Eingreifen zu holen ist. Das wird Russland verhindern. Ein Eingreifen mit Bodentruppen gilt in den USA als unpopulär. Schon das Versprechen Obamas, Waffen an die Rebellen zu liefern, verlief im Sande. Nach seiner Ankündigung vor vor zwei Monaten ist keine Patrone angekommen. Man kann es drehen und wenden wie man will: Die syrische Tragödie hat im Moment keine Lösung. Der Krieg wird weiter mit grausamster Härte geführt werden. Der Westen sollte wenigstens so ehrlich sein und seine Hilflosigkeit eingestehen. Die Kolonialzeiten sind vorbei und der islamische Krisengürtel muss eigene Wege zum Frieden finden.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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