11.10.2013 20:29:59
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Bischof Tebartz-van Elst
Bielefeld (ots) - Ein Erste-Klasse-Flug ist nichts Verbotenes.
Auch nicht für einen Kirchenmann. Eine falsche Eidesstattliche
Versicherung darüber ist es schon. Und die wirft die Hamburger
Staatsanwaltschaft dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst
vor. Muss die rechtliche Bewertung des Falls auch der Justiz
überlassen bleiben, so ist der Schaden für den Limburger Bischof
nicht wiedergutzumachen - so oder so. Erster Klasse zu den Armen
Indiens sowie ein prächtiger Neubau des Amtssitzes für 31 Millionen
statt für 5,5 Millionen Euro: Eigentlich wollte Tebartz-van Elst das
den Gläubigen in seinem Bistum dieses Wochenende per Brief erklären.
Bis Freitagnachmittag der Rückzieher kam - ohne Erklärung. Dass die
Medien ihn falsch darstellen würden, hatte der Bischof dagegen schon
einmal vorab wissen lassen. Dabei geht es hier gar nicht zuerst um
eine vermeintlich verzerrte Darstellung der Medien, sondern um das
Selbstbild eines Kirchenmannes in herausragender Position. Wer von
einem Bischof reflexartig Selbstkasteiung und bittere Armut verlangt,
hat gewiss ein falsches Bild vom Glaubensdienst. Doch müssen es sich
die Kirche und ihre Würdenträger gefallen lassen, an besonderen
Maßstäben gemessen zu werden. Wie anders wollten sie sonst glaubhaft
machen, dass ihre Sache nicht nur von dieser Welt ist, sondern sie
übersteigt. Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hat für sich
persönlich und als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz in
erstaunlich deutlichen Worten gesagt, was er nun von seinem
Amtskollegen erwartet. Doch wird in Zollitschs mahnendem Appell an
Tebartz-van Elst, sich selbst zu prüfen und der Kirche in der Folge
den einen ihm noch möglichen Dienst zu erweisen, auch das Elend der
katholischen Kirche offenkundig. Denn zwischen einem Bischof und dem
lieben Gott ist nichts außer dem Papst. Und oft in der Vergangenheit
ist der Vatikan weit weg oder zumindest sehr nachsichtig gewesen. In
diesem Fall aber kann die Kurie nicht mehr lange schweigen. Längst
ist die Kluft zu groß zwischen der neuen Bescheidenheit, die Papst
Franziskus predigt und auch vorlebt, und dem Pomp und Protz seines
Bischofs in Limburg. Im Umgang mit Tebartz-van Elst steht für den
Pontifex nicht weniger als seine eigene Glaubwürdigkeit auf dem
Spiel. Und der erfolglose Besuch seines Sondergesandten vor Wochen
setzt Franziskus nun zusätzlich unter Druck. Im Zweifel wird er die
Sache im Alleingang lösen müssen. Andernfalls erhielten alle
Hoffnungen auf eine Neuausrichtung der katholischen Kirche allzu früh
einen herben Dämpfer. Zugleich ist eine grundsätzliche Lehre aus dem
Limburger Fall zu ziehen. Eine Kirche, die ihre Reformfähigkeit nur
an das Wirken ihres Oberhauptes knüpft, bleibt schwach angesichts der
Herausforderungen, die warten. Egal, wie charismatisch und aufrichtig
dieses Oberhaupt auch sein mag. Wenn Papst Franziskus seinen Weg
erfolgreich gehen will, wird er verantwortliche Helfer brauchen - an
allen Orten und auf allen Ebenen seiner Kirche.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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