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25.06.2015 23:07:38

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu 70 Jahre UN

Bielefeld (ots) - Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Die Vereinten Nationen werden heute 70. Da darf man schon mal ein wenig auf die Schulter klopfen. Dabei ist nicht alles gut gelaufen mit der am 26. Juni 1945 in einen Vertrag gegossenen guten Idee von der großen Völkerfamilie. Als die Welt in Scherben lag, war die Schaffung eines Zusammenschlusses aller (heute 193) Staaten alternativlos. Dennoch halten nicht nur Pessimisten die vier Hauptziele der Organisation für verfehlt: Weltfrieden, Völkerrecht, Menschenrechte, internationale Zusammenarbeit. Denn: Derzeit toben so viele Kriege wie lange nicht mehr, ganze Völker sind entrechtet, Grundrechte einer Mehrheit der Menschheit werden mit Füßen getreten und Sanktionen, Abschottung sowie Bespitzelung sind an der Tagesordnung. Tatsächlich sind die Vereinten Nationen erst auf ihren weiteren Betätigungsfeldern wirklich zu beglückwünschen - als Weltsozialamt. Es sind die UN-Hilfswerke für Flüchtlinge, Kinder, Hungernde und Kranke, die die gute und erfolgreiche Seite dieser Organisation prägen. Deshalb sind die UN seit 2005 zu Recht Träger des Friedensnobelpreises. Der Weltsicherheitsrat ist dringend reformbedürftig. Er war während des Kalten Krieges eine Enttäuschung und danach unter den Bedingungen einer multipolaren Weltordnung kaum besser. Allerdings: Einen wirklich funktionierenden Vorschlag für eine andere und effektivere Zusammensetzung gibt es nicht, weil die fünf ständigen Vetomächte das Gremium derzeit nach Belieben kalt stellen können. Außerdem: Die USA entziehen sich ihrer Rolle als Hauptfinanzier zu gern, um andere Mitgliedsstaaten in ihrem Sinne zu erziehen. Das löst prompt Trotzreaktionen aus und produziert noch mehr Frust. Als unglücklich erweist sich auch die hehre Idee, jedes Land, ob Riese oder Zwerg, mit einer Stimme zu beteiligen. Zuletzt deutlich geworden ist das am Beispiel einer Organisation, die der UN gar nicht angehört, nämlich des Weltfußballverbandes Fifa. Auch in der UN-Vollversammlung sitzen zu viele Typen vom Schlage eines Sepp Blatter. Korrumpierbar und ohne Sinn für die gemeinsame Sache. Das liegt wiederum daran, dass die Masse der Länder dieser Welt eben nicht demokratisch geführt wird. Die Idee des Guten ist von zu vielen schlechten Charakteren abhängig. Mehr Wir und weniger Ich hat kaum eine Chance. Dennoch gibt es keine Alternative zu den Vereinten Nationen. Das Jubiläum sollte Anlass sein, ernsthafter die Reform aller Gremien anzugehen. Die UN ist eine Weltvertretung. Sie muss noch stärker die globalen Probleme wie das menschengetriebene Klima, immer noch unheilbare Krankheiten und das anhaltende Unrecht in den Blick nehmen. Das wäre ein Grund zu feiern.

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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261

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