08.06.2013 14:24:31
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Westerwelle rechnet in Afghanistan "mit weiteren Rückschlägen"
KABUL (AFP)--Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat die Lage Afghanistans bei einem unangekündigten Besuch in Kabul wenig optimistisch eingeschätzt. "Man muss leider auch mit weiteren Rückschlägen rechnen", sagte er am Samstag nach einem Gespräch mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai. "Die Lage in Afghanistan ist unverändert sehr schwierig", fügte Westerwelle hinzu, dessen Überraschungsbesuch durch den Tod von vier NATO-Soldaten überschattet wurde.
Den Plan zum Abzug der internationalen Truppen bis Ende 2014 würden die hartnäckigen Probleme in Afghanistan nicht infrage stellen, sagte Westerwelle: "Es ist dennoch nötig, dass der Abzug unserer Kampftruppe planmäßig vorangeht." Die Regierung in Kabul forderte er zu weiteren Reformen auf - etwa im Kampf gegen Korruption, beim Aufbau des Rechtsstaats und bei der innenpolitischen Versöhnung. Deutschland werde auch nach dem weitgehenden Abzug der Bundeswehr helfend an der Seite des Landes stehen, sagte der Außenminister: "Wir werden Afghanistan nicht vergessen."
Bei dem Gespräch mit Präsident Karsai ging es unter anderem um die für das kommende Jahr geplante Präsidentschaftswahl in Afghanistan, den zivilen Wiederaufbau und die weitere Zusammenarbeit nach dem Abzug der Kampftruppen - inklusive der Ausbildungs-, Beratungs- und Unterstützungsmission ab 2014. Der afghanische Außenminister Salmai Rassul würdigte Westerwelle bei dessen siebtem Amtsbesuch am Hindukusch als einen "großen Freund Afghanistans".
Überschattet wurde seine Visite von neuer Gewalt: Bei einem mutmaßlichen "Insider-Angriff" im Osten Afghanistans wurden am Samstag drei NATO-Soldaten getötet. Der Angreifer habe eine Uniform der afghanischen Sicherheitskräfte getragen, sagte ein Sprecher der Militärallianz der Nachrichtenagentur AFP und nährte damit den Verdacht, dass es sich bei ihm um einen in die Streitkräfte eingeschleusten Aufständischen handelte. Im Westen des Landes wurden bei einem Anschlag ein italienischer Soldat getötet und mindestens drei weitere leicht verletzt, wie der Generalstab in Rom bestätigte.
Am Samstagnachmittag reiste Westerwelle dann weiter ins benachbarte Pakistan. In der Hauptstadt Islamabad wollte er als erster ausländischer Außenminister mit dem neuen pakistanischen Regierungschef Nawaz Sharif zusammenkommen, der sein Amt erst am Mittwoch angetreten hatte. Westerwelle möchte nach Angaben aus seinem Ministerium den politischen Neuanfang in Islamabad nutzen, um Pakistan und Afghanistan zu einer engeren Zusammenarbeit zu bewegen.
Armee und Geheimdienst in Pakistan sehen sich seit Jahren mit dem Vorwurf konfrontiert, mit den radikalislamischen Taliban gemeinsame Sache zu machen, während sich die pakistanische Regierung als Verbündeter des Westens gibt. Die afghanischen Taliban nutzen die Grenzgebiete des Nachbarlandes oftmals als Rückzugsraum, weshalb das Auswärtige Amt Pakistan als "Schlüsselland für die Lösung des Afghanistan-Konflikts" betrachtet.
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June 08, 2013 07:54 ET (11:54 GMT)- - 07 54 AM EDT 06-08-13
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