05.07.2013 18:47:58

Westdeutsche Zeitung: Für Lebensversicherungen hat ein neues Zeitalter begonnen - Eine deutsche Ikone wackelt Ein Kommentar von Martin Vogler

Düsseldorf (ots) - In Deutschland gibt es mit rund 93 Millionen Verträgen mehr Lebensversicherungen als Einwohner. Das macht klar, welch wirtschaftlichen und auch emotionalen Wert diese Versicherungsart für die Menschen hat. Die Police gibt die vermeintliche Gewähr, optimal für Notfälle abgesichert zu sein und fürs Alter vorgesorgt zu haben. Doch zumindest bei aufgeklärten Verbrauchern ist dieses Vertrauen längst nicht mehr grenzenlos. Bei Vertragsende erhalten Viele weniger Geld, als sie erwartet hatten. Und jetzt setzt der Marktführer Allianz ein deutliches Signal, indem er erstmals Policen ohne Garantiezins auf den Markt bringt. Andere Unternehmen werden dem Beispiel folgen.

Der Verzicht auf den Garantiezins stiftet erhebliche Verunsicherung. Verbraucherverbände kritisieren diesen Schritt. Durchaus mit Recht. Allerdings gilt es zu relativieren: Bei neu geschlossenen Verträgen liegt der gültige Garantiezins sowieso - anders als bei Altverträgen - nur noch bei 1,75 Prozent. Das ist nicht viel, vor allem wenn man bedenkt, dass diese Garantie gar nicht für das komplette eingezahlte Geld gilt, sondern nur für den sogenannten Sparanteil, der laut Experten zwischen 60 und 75 Prozent liegt. Der Rest der Einzahlung entfällt nämlich etwa auf den reinen Todesfallschutz, Provisionen oder Verwaltung. Der echte Verlust durch den Wegfall des Garantiezinses für die Verbraucher ist also relativ gering.

Den Unternehmen bleibt angesichts des unglaublich niedrigen allgemeinen Zinsniveaus, das nach der Zentralbanksitzung am vergangenen Donnerstag auch zementiert scheint, kaum etwas anderes übrig, als das zu tun, was gestern die Allianz vorgemacht hat. Da sie selbst keine hohen Renditen erwirtschaften, können sie auch ihren Kunden keine hohe Verzinsung bieten. Außerdem ist es sinnvoll, wenn sie das Produkt verändern, um mit ihren Angeboten attraktiv für Neuabschlüsse zu sein.

Die Kunden hingegen werden sich künftig kritischer als bisher fragen, ob sie eine Kapitallebensversicherung - die das Sparen und die Risikoabsicherung vermengt - überhaupt brauchen. Nach dem gestrigen Tag werden sich viele eher für eine preiswerte reine Risikoversicherung entscheiden und das Sparen anderweitig erledigen. Etwa mit Sparplänen, Aktien oder Immobilien.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211/ 8382-2370 redaktion.nachrichten@wz.de <a href="http://www.wz-newsline.de">www.wz-newsline.de</a>

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