24.10.2013 19:48:58
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Westdeutsche Zeitung: Empörung über die Späh-Attacke auf die Bundeskanzlerin = von Martin Vogler
Düsseldorf (ots) - Die Späh-Attacke auf die deutsche Kanzlerin ist
eine Unverschämtheit. Wenn Angela Merkel deshalb empört den
amerikanischen Präsidenten anruft, ist das richtig. Und wenn
Außenminister Guido Westerwelle den US-Botschafter einbestellt, ist
auch das richtig, obwohl sonst vor allem Diplomaten aus Staaten wie
Nordkorea oder Iran an solch eine Behandlung gewöhnt sind. Also ganz
großes Kaliber der Empörung. Richtig so. Zumal es klar scheint, dass
die Angriffe wirklich stattfanden. Gäbe es daran Zweifel, wären die
Erklärungsversuche aus Amerika nicht derart fadenscheinig. Die
Beteuerung, das Ausspähen gegenwärtig und in Zukunft nicht zu tun,
kann man getrost als Schuldeingeständnis für die Vergangenheit
werten. So berechtigt die Empörung ist, sie trägt allerdings auch
Züge von Doppelzüngigkeit und Peinlichem. Es wäre naiv, wenn die
deutsche Regierung wirklich davon ausgegangen sein sollte, dass
Amerika das, was es in Mexiko oder Frankreich tut, nicht auch in
Deutschland versucht. Aus amerikanischer Sicht ist es wahrscheinlich
sogar nur logisch, auch enge Verbündete zu kontrollieren. Selbst wenn
die jetzt vehement protestieren, juckt das in Washington in
Wirklichkeit kaum jemand. Solange es keine ernsten politischen oder
wirtschaftlichen Folgen hat, werden Obama & Co. Betroffenheit mimen,
aber innerlich lächelnd die Sache abhaken. Was aus deutscher Sicht
desillusionierend ist. Peinlich ist ebenfalls, dass erst, wenn die
Kanzlerin selbst betroffen ist, Spähattacken eine derartige Bedeutung
erhalten. Noch haben wir den 12. August vor Augen, als
Kanzleramtschef Ronald Pofalla die NSA-Spähaffäre offiziell für
beendet erklärte. Aus heutiger Sicht ein riesiger Fehler. Einziger
positiver Aspekt der aktuellen Affäre ist, dass sich dank des
prominenten Opfers die öffentliche Einstellung zur Datensicherheit
und zum Persönlichkeitsschutz verändern könnte. Mehr Menschen dürften
begreifen, was technisch alles möglich ist, und dass sich keiner vor
Angriffen schützen kann. Vielleicht besprechen sie künftig seltener
Vertrauliches per Handy und überlegen sich, ob sie wirklich alle
sensiblen Dokumente elektronisch versenden.
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