07.05.2014 21:14:59
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Weser-Kurier: Zum digitalen Klassenzimmer schreibt Silke Hellwig:
Bremen (ots) - School Solutions" für "interaktives Lernen durch
die Digitalisierung von Klassenzimmern", meine Herrn, das klingt
schon nach was: modern, innovativ, zukunftsgewandt. Solche
"Solutions" sind selbstverständlich auch ganz im Sinne des
Branchenverbands Bitkom - Hunderttausende von Klassen digital besser
auszustatten, ist ein vielversprechendes Geschäftsfeld. Es gibt viel
zu tun: Dass im Hochtechnologieland Deutschland inzwischen jedes
zweite Klassenzimmer online ist, verdeutlicht die Situation; an gutem
Willen fehlt es nicht, nur an Geld. Wenn in Bremen geklagt wird, dass
Inklusionsklassen eine gute Sache, aber leider oft unterfinanziert
sind, kann man da wollen, dass mehr Klassenzimmer digitalisiert
werden? Natürlich wäre es grober Unfug, wenn sich Schulen
zeitgenössischen Medien verschlössen. Grundschulkinder wischen ganz
selbstverständlich mit ihren kleinen Wurstfingern über Touchscreens
und erschließen sich digitale Welten. Das muss ein Echo in der
sogenannten Lernkultur finden. Aber es reicht nicht, Klassen mit
Tablet-PCs und Whiteboards auszustatten, über Facebook zu
kommunizieren und in Lehrplänen so fächerübergreifend wie schwammig
Medienkompetenz als Lernziel festzuschreiben. Da muss mehr passieren.
Wer ein Touchpad mit verbundenen Augen bedienen kann, kann noch lange
nicht mit neuen Medien umgehen. Wenn Schule lehren kann, wie man sich
digitale Medien untertan macht statt umgekehrt, sich davon abhängig
bitte, das ist gut und schön und hilfreich fürs ganze Leben. Aber, und das ist ein gewaltiges Aber, wenngleich auch etwas gemein und platt: Solange in Deutschland Kinder ohne Frühstück in der Schule sitzen, solange Mädchen und Jungen aus schwierigen Familien nur in Ausnahmefällen Abitur machen, solange Deutschland bei Pisa und ähnlichen Studien beschämend schlecht abschneidet, sollten die Kultusminister der Nation "School Solutions" für andere Fragen finden als für die Digitalisierung der Klassenzimmer. Lesefähigkeit und Mathematikverständnis kann man wunderbar mit dem Tablet entwickeln, aber eben auch ohne.
bitte, das ist gut und schön und hilfreich fürs ganze Leben. Aber, und das ist ein gewaltiges Aber, wenngleich auch etwas gemein und platt: Solange in Deutschland Kinder ohne Frühstück in der Schule sitzen, solange Mädchen und Jungen aus schwierigen Familien nur in Ausnahmefällen Abitur machen, solange Deutschland bei Pisa und ähnlichen Studien beschämend schlecht abschneidet, sollten die Kultusminister der Nation "School Solutions" für andere Fragen finden als für die Digitalisierung der Klassenzimmer. Lesefähigkeit und Mathematikverständnis kann man wunderbar mit dem Tablet entwickeln, aber eben auch ohne.
OTS: Weser-Kurier newsroom: http://www.presseportal.de/pm/30479 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30479.rss2
Pressekontakt: Weser-Kurier Produzierender Chefredakteur Telefon: +49(0)421 3671 3200 chefredaktion@Weser-Kurier.de
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