12.07.2017 22:47:56
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Weser-Kurier: Philipp Jaklin über Olaf Scholz
Emotionalität ist die Sache von Olaf Scholz nicht. So deutlich wie nie zuvor haben die Hamburger das nach der traumatisierenden Erfahrung der Gewaltexzesse während des G20-Gipfels zu spüren bekommen. Es fiel ihrem Bürgermeister irritierend schwer, die richtigen Worte zu finden, Solidarität mit den Anwohnern zu zeigen und eine geschundene Stadt wieder moralisch aufzubauen. Am Mittwoch versuchte der SPD-Mann, der plötzlich in die Rolle des linkischen "Scholzomaten" zurückgefallen schien, einiges nachzuholen. In seiner Regierungserklärung vor der Hamburgischen Bürgerschaft zeigte sich Scholz "fassungslos und wütend" angesichts der Zerstörungswut, "tief bewegt", dass die Stadt hinterher gemeinsam fegte, aufräumte und Polizisten mit Blumen bedachte. Vor allem: Scholz entschuldigte sich für ein Sicherheitsversprechen, das er abgab und nicht einhalten konnte. Diese Entschuldigung war nötig. Auch den flapsigen Vergleich mit Staus wegen des Hafengeburtstags bereut Scholz zu Recht. Aber muss der Bürgermeister wegen einiger unbedachter Äußerungen zurücktreten? Weil er im Moment der Krise überfordert schien? Natürlich nicht. Überfordert mit der Situation waren alle, nicht nur die Polizei, versagt im Umgang mit bestimmten Gewaltformen hat am Ende die Gesellschaft insgesamt. Trotzdem war es richtig, den Gipfel an der Elbe abzuhalten. Scholz hat recht: Als weltoffene und liberale Stadt, die vom Handel und dem Austausch zwischen den Völkern lebt, hatte Hamburg keine Wahl. Und Gewalt darf nicht diktieren, welches Forum die wichtigsten Staaten der Welt wählen, um globale Probleme gemeinsam zu lösen. Bitter für Scholz, dass ihn die Parteifreunde Martin Schulz und Sigmar Gabriel in dieser Frage bloßstellten, indem sie reguläre Treffen in New York forderten. Kurz vor einer programmierten Wahlschlappe einen nächsten Kanzlerkandidaten in spe derart zu demontieren - das schafft nur die SPD.
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