23.10.2016 23:32:37
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Weser-Kurier: Kommentar von Silke Hellwig über die Einbindung von Parteimitgliedern
Na und? Warum sollten Mitglieder nicht direkt mitmischen? Weil die Motivation nicht durchweg so ehrenwert ist, wie sie zu sein scheint. Bremens Genossen durften 1995 bestimmen, ob auf dem Rathaus eine rot-schwarze oder eine rot-grüne Fahne gehisst wird. 1999 durften sie es nicht, obwohl der SPD-Parteivorstand die Mitglieder nur zu gerne eingebunden hätte. Aus einem einzigen Grund: Ihm fehlte die Courage, sich gegen Scherf durchzusetzen und Kritik auszuhalten, falls die SPD ohne Scherf Wählerstimmen verloren hätte.
Urwahlen gelten als ein Mehr an Demokratie, sind aber auch ein Weniger an politischer Verantwortung. Sie wird delegiert, weil man sie zu übernehmen scheut. Bis 2013 sah sich die grüne Parteispitze in der Lage, die Chancen und Fähigkeiten der Kandidaten einzuschätzen, aus eigener Anschauung. Die Mitglieder soll eine Art Schaulaufen dazu ertüchtigen. Absurderweise wird Katrin Göring-Eckardt dafür mit durch Deutschland touren, dabei ist ihr Stimmenergebnis einerlei: Als einzige Frau ist sie bereits nominiert.
Das alles spielt offenbar keine Rolle. Scheitern die Spitzenkandidaten bei der Bundestagswahl, wird sich die Kritik an der Personalauswahl in Grenzen halten: Es gilt als ausgesprochen unfein, ein Mitgliedervotum in Zweifel zu ziehen. Urwahlen sind populär, aber populistisch sind sie auch.
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