19.06.2015 21:47:39
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Weser-Kurier: Kommentar von Moritz Döbler zum Euro und Europa
Bremen (ots) - Griechenland und kein Ende. Seit Jahren geht das
so. Und immer heißt es, jetzt sei ein alles entscheidender Punkt
erreicht. Es ist wieder so weit. Nur: Diesmal ist die Gefahr größer
als früher, dass es schief geht. Die Mächtigen der Eurozone und das
kleine Griechenland stehen sich so unversöhnlich gegenüber, dass es
diesmal tatsächlich zum Bruch kommen könnte. Mit Russland sitzt
obendrein ein neuer Spieler am Tisch, der Griechenland den Rücken
stärkt - der gemeinsame Bau einer Gaspipeline ist ein starkes
politisches Signal. Es gab eine Situation vor fast sieben Jahren, aus
der sich lernen ließe: Die New Yorker Lehman-Bank damals einfach
pleite gehen zu lassen, war mit Blick auf die Bilanzen dieses
Instituts gerechtfertigt, aber trotzdem falsch. Eine Rezession
erfasste die ganze Welt, ausgelöst durch das Ende der Gewissheit,
dass Banken nicht pleite gehen können. Das Ende der Gewissheit, dass
Eurostaaten füreinander einstehen, könnte ähnlich verheerende Folgen
haben, auch wenn Griechenland doch eigentlich eine überschaubare
Volkswirtschaft ist. Denn wenn der gemeinsame Währungsraum ein Klub
ist, aus dem man austreten kann, verändert ihn das. Dann gelten
andere Mitgliedsbedingungen. Und Spanien, wo gegen Jahresende Wahlen
anstehen, könnte sich ermutigt fühlen, auf griechischen Kurs zu
gehen. Nach dem Grexit der Spexit, Drachme und Peseta kommen zurück?
Das würde doppelt teuer für die verbleibenden Eurostaaten: durch die
ausfallenden Milliardenbürgschaften und durch den Vertrauensverlust
an den Finanzmärkten, von den Problemen bei den Banken gar nicht zu
reden. Die Eurozone würde schnell zerfallen. Wer vom Ende her denkt,
muss zu dem Schluss kommen, dass eine Einigung mit Griechenland
besonders für Deutschland besser und billiger wäre. "Scheitert der
Euro, dann scheitert Europa" - für diese überknappe Formel hatte
Angela Merkel vor fünf Jahren viel Kritik eingesteckt. Aber sie hatte
recht; die politische Idee, als europäische Staatengemeinschaft gegen
andere Machtblöcke und Großmächte zu bestehen, wäre gestorben, wenn
die Eurozone zerfiele.
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Pressekontakt: Weser-Kurier Produzierender Chefredakteur Telefon: +49(0)421 3671 3200 chefredaktion@Weser-Kurier.de
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