29.08.2016 22:52:40

Weser-Kurier: Kommentar von Joerg Helge Wagner über die K-Frage der Union

Bremen (ots) - Die K-Frage treibt den ganzen Kontinent um: Wie sonst könnte sie selbst das britische Qualitätsblatt "The Guardian" (der Wächter) stellen? Und gleich beantworten: Jens Spahn ist des Wächters heißester Tipp. Wetten, dass auf ihn schon gewettet wird, auch wenn sich viele Briten fragen mögen: Jens Who? Vielleicht schlägt "Le Monde" ja demnächst Peter Tauber vor: Der ist auch jung, schlau, schwul und in der CDU. Natürlich werden weder der Parlamentarische Staatssekretär im Finanzministerium noch der CDU-Generalsekretär im kommenden Jahr als potenzielle Regierungschefs antreten. Auch nicht Ursula von der Leyen (die ja prinzipiell alles kann) oder Volker Bouffier (der immerhin schon Schwarz-Grün kann). Frei nach Adenauer - keine Experimente! - wird die Union mit der Amtsinhaberin ins Rennen gehen. Wieso? Weil alles andere schlechter wäre - sogar für Horst Seehofer. Denn wenn die CSU Merkel nicht wenigstens nominell unterstützt, wird die CDU auch in Bayern direkt um Stimmen für die Kanzlerin werben. Vielleicht nicht besonders erfolgreich, aber auf jeden Fall zu Lasten von Seehofers Partei. Stimmt, die Unterstützung im eigenen Lager für Merkel bröckelt wegen der Flüchtlingspolitik. Doch die Kanzlerin ist ja zu Korrekturen bereit und auch fähig. Und das Leid im Lande wegen der "Flüchtlingsmassen" hält sich bei genauerem Hinsehen in engen Grenzen: Die Schulklassen und Wartezimmer sind etwas voller, die Sozialkassen werden sicher spürbar belastet, wohl auch der Wohnungsmarkt - aber Chaos sieht doch anders aus. Und die Aufnahmelager leeren sich schon wieder. Jene Wahlbürger, die trotzdem ihr Leben in diesem Land unzumutbar finden, sind ohnehin längst an Rechte, Linke oder Nichtwähler verloren. Eine Union aber, die geschlossen antritt gegen eine schwächelnde SPD, die zudem noch mit ihrem Vorsitzenden und Vielleicht-Spitzenkandidaten fremdelt, hat am Ende alle Optionen. Sogar jene, nicht mehr in einer ungeliebten Großen Koalition regieren zu müssen.

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