21.01.2013 19:30:30
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Weidmann warnt vor Abwertungswettlauf
Von Hans Bentzien
Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat am Vorabend der mit Spannung erwarteten Bank-of-Japan-Sitzung vor einem Währungsabwertungswettbewerb gewarnt. Beim Jahresempfang der Deutschen Börse sagte Weidmann, Wechselkurse dürften nicht "politisiert" werden. Beobachter rechnen damit, dass die BoJ am Dienstag zusätzliche Wertpapierkäufe über 10 Billionen Yen verabschieden wird.
Nach Medienberichten bereiten die Regierung und die BoJ für Dienstag zudem eine gemeinsame Erklärung vor, die zusammen mit der geldpolitischen Entscheidung veröffentlicht werden soll. Das Dokument soll ein Inflationsziel von zwei Prozent festlegen, außerdem wird der BoJ-Gouverneur verpflichtet, regelmäßige Berichte über die Fortschritte auf diesem Weg vorzulegen. Die neue japanische Regierung will den Yen schwächen.
Sie reagiert damit auch auf aggressive Lockerungsmaßnahmen der US-Notenbank. Die Federal Reserve hatte im Dezember monatliche Staatsanleihekäufe für 45 Milliarden Dollar beschlossen und kauft außerdem weiterhin Hypothekenpapiere für 40 Milliarden Dollar. Auch die Bank of England hat ein Wertpapierkaufprogramm aufgelegt, dass gemessen an der Wirtschaftskraft Großbritanniens, gewaltig ist.
Weidmann, der dem Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) angehört, warnte die Zentralbanken vor diesem Hintergrund davor, sich zu stark von der Politik in den Dienst nehmen zu lassen. "Den Notenbanken wird immer mehr Verantwortung zugeschoben, auch für Aufgaben, die außerhalb ihres Kernmandats liegen", sagte er auch mit Blick auf die geplante Übernahme der Bankenaufsicht durch die EZB.
Als Zeugen dieser Entwicklung bemühte Weidmann James Bullard, den Präsidenten der St. Louis Fed, und den Chefökonom von HSBC, Stephen King. Bullard habe kürzlich geklagt, dass es im Zuge der Finanzkrise weltweit zu einer schleichenden Politisierung der Zentralbanken gekommen sei. Eine mittelfristige Folge dieser Entwicklung könnte auch sein, dass Preisstabilität als Hauptziel der Geldpolitik zunehmend in Frage gestellt werde und die unabhängige Notenbank aus der Mode komme.
"Vielleicht hat der Chefökonom von HSBC, Stephen King, ja Recht, wenn er voraussagt: Die Ära der unabhängigen Zentralbanken geht zu Ende", sagte der Bundesbankpräsident und setzte hinzu: "Eine Folge, ob gewollt oder ungewollt, könnte ... eine zunehmende Politisierung des Wechselkurses sein. Bisher ist das internationale Währungssystem ohne Abwertungswettläufe durch die Krise gekommen und ich hoffe sehr, dass es dabei bleibt.
Zur deutschen Konjunktur äußerte sich der Bundesbankpräsident recht optimistisch. Zwar wird sich die Wirtschaft nach seiner Einschätzung nach einem "spürbaren Rückgang" im vierten Quartal 2012 im ersten Quartal 2013 wohl nur "kraftlos" entwickeln, doch soll diese Schwächephase nicht lange andauern.
Weidmann sagte: "Im weiteren Jahresverlauf dürfte die Konjunktur spürbar anziehen. Das zeigt auch die Jahresverlaufsrate von 1,1 Prozent, das heißt, der Abstand zwischen den Schlussquartalen 2012 und 2013. Insgesamt kann man also sagen, dass der konjunkturelle Ausblick zwar verhalten, bei aller Unsicherheit aber keineswegs schlecht ist. Die deutsche Wirtschaft ist weiterhin in einer guten Verfassung."
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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January 21, 2013 13:00 ET (18:00 GMT)
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