12.05.2009 17:33:00

Weber: Keine rasche Bodenbildung in deutscher Industrie

Von Hans Bentzien Dow Jones NEWSWIRES MÜNCHEN/FRANKFURT (Dow Jones)--Bundesbankpräsident Axel Weber hat vor einem zu großen Optimismus bei der Beurteilung der Wachstumsperspektiven der deutschen Industrie gewarnt. "Auch wenn der Abwärtsdruck in den kommenden Monaten nachlassen sollte, eine rasche Bodenbildung ist nicht zu erwarten", sagte Weber am Dienstag in München laut Redemanuskript. Er bezog sich dabei auf die Stabilisierung von Produktion und Auftragseingängen im März.

   Weber verwies darauf, dass es bislang noch keine belastbare Evidenz für eine Stabilisierung bzw. Erholung der deutschen Wirtschaft gebe. Besonders den Exportschock habe der Unternehmenssektor noch nicht verarbeitet. Allein aufgrund der Entwicklungen der letzten Quartale sei für die jahresdurchschnittliche Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) 2009 mit einem dicken Minus zu rechnen. "Positive Wachstumsraten erwarte ich für Deutschland aus heutiger Sicht nicht vor der zweiten Hälfte des kommenden Jahres", sagte Weber.

   Auch dank der staatlichen Konjunkturprogramme bestehe aber durchaus die Hoffnung, dass sich die deutsche Konjunktur "im späteren Jahresverlauf 2009 allmählich stabilisieren" werde, sagte der Bundesbankpräsident weiter. "Eine anhaltende kumulative Abwärtsspirale scheint mir dagegen kein plausibles Szenario zu sein", fügte er hinzu.

   Überrascht äußerte sich der Bundesbankpräsident über die bislang verhaltene Reaktion des deutschen Arbeitsmarkts auf die Rezession. Die zyklische Reagibilität des Arbeitsmarkts sei bisher auch im historischen Vergleich gering. Dies sei auch deshalb überraschend, weil der deutsche Arbeitsmarkt durch Reformen an Flexibilität gewonnen habe.

   Stattdessen sei jedoch zu beobachten, dass die deutschen Unternehmen bislang in einem außergewöhnlich hohen Maß an ihren Arbeitskräften festhielten, zum Beispiel durch die massive Nutzung von Kurzarbeit. "Dies deutet darauf hin, dass die Schärfe des gegenwärtigen Konjunktureinbruchs von den Unternehmen immer wieder unterschätzt worden ist", sagte Weber.

   Unternehmen, die darauf hofften, dass der Zeithorizont der konjunkturellen Durststrecke überschaubar bleiben werde, dürften ihre Arbeitskräfte nicht so schnell frei setzen - zumal die Inanspruchnahme von Kurzarbeit durch die beiden Konjunkturpakete der Bundesregierung noch erleichtert worden sei, analysiert Weber. "Im Umkehrschluss folgt daraus natürlich, dass dem deutschen Arbeitsmarkt ein massiver Rückschlag drohen wird, wenn die Hoffnungen der Unternehmen auf Dauer enttäuscht werden", warnte er.

-Von Hans Bentzien, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 297 25 313, Hans.Bentzien@dowjones.com DJG/hab/apo (END) Dow Jones Newswires

   May 12, 2009 11:00 ET (15:00 GMT)

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