04.09.2015 21:07:37
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WAZ: Sie werden das Land verändern. Kommentar von Walter Bau zu Flüchtlingen
Essen (ots) - Sie starten in klapprigen Booten übers Mittelmeer,
werden in verschweißten Lastern durch halb Europa gekarrt oder machen
sich - wie gerade in Ungarn - voller Verzweiflung sogar zu Fuß über
die Autobahn auf den langen Weg an ihr Ziel. Man mag die
Flüchtlingsströme Richtung Europa als Chance sehen oder als
Bedrohung, immer deutlicher wird: Da ist eine Bewegung in Gang
gekommen, die sich auf Dauer weder von Zäunen noch von Polizeiketten
aufhalten lässt - und die unsere Gesellschaft grundsätzlich verändern
wird. Da sind zunächst ganz praktische Veränderungen, die kurzfristig
anstehen. Schulen müssen sich einstellen auf die Flüchtlingskinder.
Für Erwachsene müssen Integrationskurse organisiert werden.
Unternehmen, die händeringend Arbeitskräfte suchen, werden spezielle
Qualifizierungs-Kurse anbieten. Der Wohnungsbau muss ebenso auf die
Neubürger reagieren wie das Gesundheitswesen. Auf Polizei, Gerichte
und andere Behörden warten zusätzliche Aufgaben. Eine "nationale
Aufgabe", wie die Kanzlerin zu Recht betont. All dies ist zu
bewerkstelligen - wenn die westliche Politik endlich entschlossener
als bislang auf den Flüchtlingsstrom reagiert. Das unwürdige
Schwarze-Peter-Spiel um die Verteilung der Flüchtlinge, das die
EU-Staaten immer noch betreiben, gibt allerdings wenig Anlass zu
Optimismus. Zumal die langfristigen Auswirkungen der
Flüchtlingszuwanderung, nämlich jene auf gesellschaftlicher und
kultureller Ebene, noch erheblich gravierender sein dürften.
Deutschland hat sich schwer getan - und tut sich immer noch schwer -
mit der Integration der so genannten "Gastarbeiter". Dabei wurden
Fehler gemacht, auf beiden Seiten - Ausgrenzung,
Parallelgesellschaften, Assimilierungsdruck oder Ghettoisierung sind
einige der Folgen, die man auch und gerade im Ruhrgebiet kennt. Mit
der Zuwanderung Hunderttausender Flüchtlinge - vertrieben,
traumatisiert, aus einem gänzlich anderen Kulturkreis - steht
die Gesellschaft vor einer Veränderung, deren Ausmaß noch gar nicht
abzuschätzen ist.
OTS: Westdeutsche Allgemeine Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/nr/55903 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 - 804 6519 zentralredaktion@waz.de
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