Magazinbericht |
17.07.2014 17:05:30
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VW prüft angeblich Fiat-Übernahme - Agnelli-Familie widerspricht
Ein Volkswagen-Sprecher sagte, der Konzern arbeite derzeit weder an einer Übernahme noch an einer Fusion. Das Unternehmen konzentriere sich darauf, innerhalb der Gruppe seine Effizienz zu erhöhen.
Mitglieder der Familie Agnelli kontrollieren über die Beteiligungsgesellschaft Exor den Fiat-Konzern. Zu der Dynastie zählen Beobachter auch Mitglieder der Familie Elkann. Exor-Chef John Elkann etwa ist der Enkel des einstigen Fiat-Patriarchen Giovanni Agnelli.
Das Manager Magazin hatte berichtet, dass Mitglieder der Agnelli-Dynastie und ihre Unterhändler mit Volkswagen-Patriarch Piëch über eine Fiat-Übernahme vor allem wegen eines Interesses am US-Autobauer Chrysler diskutierten. Fiat hatte den amerikanischen Autobauer im Januar komplett übernommen. Die Volkswagen-Führung erhoffe sich von einer Chrysler-Übernahme eine Lösung für die eigenen Probleme in den USA, berichtete das Wirtschaftsmagazin. VW fällt es ausgesprochen schwer, Nordamerikaner für seine Modelle zu begeistern. Fiats Großaktionäre wollten sich "fast komplett aus dem Automobilgeschäft zurückziehen" und sich "künftig gern auf die Sportwagenmarke Ferrari konzentrieren", behauptete das Manager Magazin.
Branchenexperten aber bezeichneten das schnell als abwegig. Analysten der Bank BNP Paribas etwa wiesen auf "große Risiken" für den Fall einer Fiat-Übernahme durch Volkswagen hin. Experten von Kepler Cheuvreux sprachen von großen Hürden für das Geschäft - aus kartellrechtlicher Sicht, aber auch wegen der enormen Komplexität im Markenportfolio, die sich Volkswagen durch einen Kauf von Fiat einhandeln würde. Die Analysten bezweifelten auch, dass sich VW durch Chrysler entscheidende Vorteile in den USA verschaffen könnte. Zwar würde Volkswagen nach einer Fiat-Übernahme ihrer Einschätzung nach in die Top Fünf der Autounternehmen in den USA vorrücken. Industriell aber passten VW und die amerikanische Fiat-Marke Chrysler nur schlecht zusammen - etwa, weil die Produktionsstätten von Chrysler vor allem im Norden der USA lägen. VW betreibt ein Werk in Chattanooga, Tennessee, also im Süden des Landes. Volkswagen sei alleine besser aufgestellt, schlussfolgerten die Analysten.
Der Autoanalyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Frank Biller, wies zwar darauf hin, dass Volkswagen über Chrysler Zugang zu einem großen Händlernetz in den USA bekäme. Auch er nannte die Übernahme aber unwahrscheinlich, unter anderem wegen voraussichtlicher Einsprüche der Kartellbehörden. Auch die Möglichkeit eines Verkaufs lediglich von Chrysler sei im Übrigen aus Fiat-Sicht wenig sinnvoll. Ein solches Geschäft würde nach Einschätzung von Biller der Strategie der Italiener zuwiderlaufen. Im Massengeschäft ist Fiat wie seine Konkurrenten bemüht, Synergien zu nutzen.
Die Aktien der beiden Unternehmen reagierten auf die Spekulationen gleichwohl heftig: Der Kurs der Volkswagen-Stammaktie lag am Donnerstagnachmittag rund 2 Prozent im Minus. Die Fiat-Papiere notierten dagegen zeitweise mit fast 5 Prozent im Plus. Nach den Dementis aus Italien verringerte sich das Kursplus aber auf nur noch etwas mehr als 1 Prozent.
Die Analysten von BNP Paribas wiesen auch auf Finanzierungsschwierigkeiten hin, vor die eine Fiat-Übernahme Volkswagen ihrer Ansicht nach stellen würde. Es würde sich um eine "auch für VW schwer zu schluckende Transaktion" handeln, schrieben sie. Die Kepler-Cheuvreux-Experten warnten ihren Kunden in einer ersten Einschätzung, VW würde für das Geschäft eine "Kapitalerhöhung in signifikantem Ausmaß" benötigen - und in der Kombination mit Fiat unter Umständen in eine Nettoverschuldung rutschen.
DJG/bam/smh
Dow Jones Newswires
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