01.08.2015 12:07:45

Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank warnt vor Grexit-Folgen für Eurozone

   FRANKFURT (Dow Jones)--Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch stemmt sich gegen die laufende Grexit-Debatte, wie sie jüngst etwa von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) akzentuiert worden ist. "Die Diskussion über den Grexit ist (...) müßig", sagte Buch in einem Interview der Börsen-Zeitung. Mit den jüngsten Verhandlungen seien die Weichen gestellt worden, Griechenland im Euro zu halten.

   Sie sei "verhalten optimistisch", dass Athen die Kehrtwende gelingt. Zudem würde mit einem Grexit erstmals ein europäischer Integrationsschritt zurückgenommen. "Damit würde sich zweifellos der Charakter der Währungsunion ändern", warnte Buch.

   Griechenland hatte sich Mitte Juli mit den Geldgebern grundsätzlich auf ein drittes Hilfsprogramm in Höhe von bis zu 86 Mrd. Euro geeinigt. Derzeit laufen die Verhandlungen. Trotzdem hält die Grexit-Debatte an, nicht zuletzt durch Schäubles erneutes Insistieren. Dieser hatte ein freiwilliges, vorübergehendes Ausscheiden Athens aus dem Euro angeregt als womöglich besseren Weg für das Land. Viele andere Spitzenvertreter der Eurozone versuchen dagegen, die Debatte zu beenden.

   Buch betonte, nun komme es darauf an, dass Griechenland Strukturreformen umsetzt und vor allem eine funktionierende Verwaltung schafft, damit das Land eine wirtschaftlich Zukunftsperspektive erhalte.

   Skeptisch äußerte sich Buch in dem Interview über einen Schuldenschnitt zugunsten Athens: "Ein Schuldenerlass zwischen Mitgliedsstaaten der Währungsunion ist nicht möglich, da er das Prinzip des No-Bail-out verletzen würde." Die Klausel besagt, dass Euro-Länder nicht für die Schulden anderer Länder einstehen sollen. Griechenland pocht auf eine Schuldenerleichterung und hat Rückendeckung vom Internationalen Währungsfonds (IWF). Ob dazu ein expliziter Schuldenerlass nötig ist, ist indes umstritten.

   Buch zweifelt zudem daran, dass ein Programm des EU-Rettungsfonds ESM der richtige Weg ist, Athen zu helfen. Der ESM sei Teil einer neuen institutionellen Ordnung, der gegen strenge Auflagen Mitgliedsstaaten in einer akuten Krise hilft. "Im Grunde ist Griechenland aber seit Jahren in der Krise und auf öffentliche Hilfen angewiesen." Ob sich Athen für ein Programm des ESM qualifiziere, müsse in Deutschland der Bundestag entscheiden. "Am Ende handelt es sich (...) um eine schwierige politische Abwägungsfrage", sagte sie mit Blick auf mögliche Folgen eines Grexit.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com DJG/bek

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   August 01, 2015 05:36 ET (09:36 GMT)

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