Bordpersonal 17.04.2024 17:53:00

Verhärtete Fronten bei Lufthansa-Tochter: AUA-Gewerkschaftsmitglieder haben Angebot abgelehnt - Lufthansa-Aktie trotzdem fester

Verhärtete Fronten bei Lufthansa-Tochter: AUA-Gewerkschaftsmitglieder haben Angebot abgelehnt - Lufthansa-Aktie trotzdem fester

Die gewerkschaftlich organisierten Mitglieder des Bordpersonals haben das KV-Angebot zu 90 Prozent abgelehnt. Die Wahlbeteiligung lag bei 88 Prozent. Es sind rund 60 Prozent des Bordpersonals bei der Gewerkschaft. Passagiere müssen sich wohl auf weitere Flugausfälle einstellen. Bereits im Vorfeld hatte vida Streiks in Aussicht gestellt, sollte das Offert abgelehnt werden.

"Da es weiterhin keinen Abschluss gibt und wir mit weiteren Kampfmaßnahmen rechnen müssen, werden wir uns in den kommenden Tagen intensive Gedanken über die Zukunftsfähigkeit von Austrian machen", kommentierte die AUA das Ergebnis der Abstimmung. Kritik gab es aber auch am Abstimmungsprozess, bei dem nur vida-Mitglieder des Bordpersonals zugelassen waren: Es sei eine "Fake-Befragung", die weder transparent noch repräsentativ sei, merkte WKÖ-Luftfahrtchef - und Flughafen-Wien-Vorstand Günther Ofner schon vor Veröffentlichung des Ergebnisses an. "Eine derartig manipulative Befragung legitimiert keine weiteren Aktionen gegen die AUA, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den Luftverkehrsstandort", so Ofner in einer Aussendung der WKÖ.

Die Verhandlungen für einen neuen AUA-Bordpersonal-KV ziehen sich bereits seit Wochen hin. Ein Streik sowie mehrere Betriebsversammlungen führten heuer im Frühjahr bereits zu Hunderten Flugausfällen. Das habe den Verlust im ersten Quartal massiv vergrößert und das bereinigte Betriebsergebnis (EBIT) auf minus 122 Mio. Euro gedrückt, teilte die Airline am Montagabend mit. Die Auswirkungen der gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen hätten "zum zweitschlechtesten Q1-Ergebnis der Unternehmensgeschichte" geführt.

Hauptgründe für den höher als erwarteten Verlust seien "der direkte finanzielle Schaden" aufgrund von gewerkschaftlichen Betriebsversammlungen und Streiks (rund 26 Mio. Euro), die dadurch entstandene Buchungszurückhaltung (rund 10 Mio. Euro) sowie gestiegene Standort- und Personalkosten, erklärte die Lufthansa-Tochter.

AUA-KV - vida: Verhandeln ununterbrochen - AUA: Keine Verhandlungen

Nach 20 Verhandlungsrunden, hunderten Flugausfällen und einem Millionenschaden für die AUA in den laufenden Kollektivvertragsverhandlungen herrscht nun Verwirrung darüber, ob überhaupt verhandelt wird. Von Seiten der Gewerkschaft vida hieß es zur APA, es würde ununterbrochen verhandelt. Die AUA wiederum sagte, es gibt keine Verhandlungen. Man sei aber immer gesprächsbereit, das Letztangebot der Airline stehe. Ansonsten gaben sich beide Seiten, wie zuletzt, recht schweigsam.

Mit welchem Angebot die AUA ursprünglich in die heurigen KV-Verhandlungen gestartet war, bleibt weiter offen. Selbst die vida will sich dazu nicht äußern. Das Letztangebot der Tochter der deutschen Lufthansa für die 3.500 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter sowie Pilotinnen und Piloten liegt bei 18 Prozent mehr Gehalt, der vormals variable Teil von 4 Prozent werde nunmehr garantiert, teilte die Fluggesellschaft zuletzt mit. Die Laufzeit betrage 2 Jahre und 10 Monate. Konkret biete die AUA rückwirkend ab 1. März 2024 ein Gehaltsplus von 8 Prozent und weitere 5 Prozent jeweils ab Jänner 2025 und Jänner 2026 für alle Flugbegleiter und Piloten.

Gestern hatten sich bei einer Abstimmung unter den Mitgliedern der Gewerkschaft vida 90 Prozent gegen das AUA-Angebot ausgesprochen. Die Wahlbeteiligung lag bei 88 Prozent, rund 60 Prozent des Bordpersonals sind Mitglied der vida. Die Arbeitgeberseite hatte zuvor kritisiert, die Abstimmung sei intransparent und spiegle nur einen Teil der Belegschaft wider.

Ebenfalls zäh läuft es in der Frühjahrslohnrunde der Industrie. Bei der Elektro- und Elektronikindustrie mit ihren 60.000 Beschäftigten wird am 22. April in der dritten Runde weiter verhandelt, gestern ist die zweite Runde in der Chemieindustrie (50.000 Mitarbeiter) erfolglos zu Ende gegangen. Die Gewerkschaften fordern eine Lohn- und Gehaltserhöhung über der 12-monatigen ("rollierenden") Inflationsrate von 6,36 Prozent.

Lufthansa-Papiere notierten im XETRA-Handel letztlich 1,41 Prozent im Minus bei 6,30 Euro.

fel/kan/an/stf/cri

(APA)

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