23.07.2016 17:23:45
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UPDATE3/Münchener Amoklauf ließ die Bundesregierung Terrorakt fürchten
--Merkel verspricht Aufklärung der Hintergründe
--Polizei: Möglicher Bezug zu Breivik-Amoklauf, keine Verbindung zu IS
--De Maiziere mahnt zu Wachsamkeit
--Von der Leyen: Bundeswehreinsatz wurde erwogen
(Fasst die Einzelmeldungen mit weiteren Details zusammen)
BERLIN (AFP)--Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Hinterbliebenen der Opfer der Bluttat von München ihr Mitgefühl ausgesprochen und eine vollständige Aufklärung der Tat versprochen. "Wir werden herausfinden, was genau hinter der Tat in München stand", sagte Merkel am Samstag in Berlin. Sie sprach von einer Nacht des Schreckens.
Merkel äußerte sich nach einer Sitzung des nur äußerst selten tagenden Bundessicherheitskabinetts. Die Krisensitzung mit den Chefs der Bundessicherheitsbehörden war am Freitagabend einberufen worden, als ein Terroranschlag eines möglicherweise islamistischen Kommandos wie in Paris noch nicht auszuschließen war. Als Merkel sich dann nach den Beratungen am Samstagnachmittag erstmals öffentlich äußerte, hatten die Ermittler bereits mitgeteilt, dass ein Einzeltäter hinter dem Amoklauf stand.
Der 18-Jährige tötete am Freitagabend neun Menschen und dann sich selbst. Einen islamistischen Hintergrund und eine Verbindung zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) sehen die Ermittler nicht. Die Rede ist eher von psychischen Problemen.
Wie ernst die Bundesregierung die Lage aber zwischenzeitlich nahm, verriet Bundesministerin Ursula von der Leyen (CDU). Es sei auch ein Einsatz der Bundeswehr im Inland erwogen worden, sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Solange das Ausmaß des Anschlages am Freitag nicht klar war, war eine Feldjäger-Einheit der Bundeswehr in München in Bereitschaft versetzt."
"Hinter uns, vor allem hinter den Menschen in München, liegen ein Abend und eine Nacht des Schreckens", sagte Merkel und sprach den Hinterbliebenen ihr Mitgefühl aus. "Wir teilen Ihren Schmerz. Wir denken an Sie. Wir leiden mit Ihnen."
Die Kanzlerin lobte nach Beratungen mit mehreren Ministern und den Vertretern der Bundessicherheitsbehörden den Einsatz der Polizei und der Rettungskräfte in München. "Sie haben eine Millionenstadt in einer über Stunden unübersichtlichen Lage gesichert", sagte Merkel.
Merkel äußerte gerade unter dem Eindruck von Gräueltaten wie dem Anschlag in Nizza oder der Axt-Attacke in einem Regionalzug bei Würzburg vor wenigen Tagen Verständnis für Beunruhigung in der Bevölkerung. "Immer sind es Orte, an denen jeder von uns hätte sein können", sagte sie. "So kann ich jeden verstehen, der heute mit Beklommenheit auf eine Menschenmenge zugeht, der im Hinterkopf die Frage hat, ob er dann sicher ist."
Die Regierungschefin hob das Verhalten der Münchener hervor, die angesichts der Panik in der Stadt während der Tat Fremden in ihren Wohnungen Zuflucht boten. Die Menschen hätten gezeigt, "wie wir in einer freien und mitmenschlichen Gesellschaft zusammenleben". Sie fügte hinzu: "In dieser Freiheit und Mitmenschlichkeit liegt unsere größte Stärke."
Bundesinnenmister Thomas de Maizière (CDU) rief zu mehr Wachsamkeit auf, um Ereignisse wie in München besser verhindern zu können. Menschen mit einer "Ich-Schwäche" seien für solche Taten besonders anfällig, sagte er. Wichtig sei ein "funktionierendes Umfeld" und die "Achtsamkeit der Bevölkerung".
De Maizière verwies in diesem Zusammenhang auf Hinweise, dass der Todesschütze von München gemobbt worden sei. Der Innenminister beklagte zudem das "unerträgliche Ausmaß gewaltverherrlichender Spiele im Internet", das zweifelsohne Auswirkungen auf die Täter habe. Darüber müsse gesprochen werden. Eine Debatte über eine Änderung des Waffenrechts oder andere Gesetze wollte de Maizière am Tag nach der Tat zunächst nicht führen.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/smh
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July 23, 2016 10:53 ET (14:53 GMT)- - 10 53 AM EDT 07-23-16
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