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26.08.2016 17:34:47

UPDATE2/Stada streitet um neuen Aufsichtsrat

   -- AOC kritisiert Aufsichtsratschef Abend

   -- Andere Aktionäre sehen Unabhängigkeit bei komplettem AR-Austausch gefährdet

   (NEU: Aussagen aus der Hauptversammlung)

   Von Heide Oberhauser-Aslan

   FRANKFURT (Dow Jones)--Das Gezerre um die Neubesetzung des Aufsichtsrates bei Stada dauert an. Die Hauptversammlung des Pharmakonzerns, der im einem Machtkampf mit aktivistischen Investoren steckt, ist dennoch von sachlichen Diskussionen geprägt. Aktionäre äußerten teils Unmut, teils Zustimmung zu den von der Verwaltung gemachten personellen Vorschlägen zur Neubesetzung des Aufsichtsgremiums.

   Vor allem der Aufsichtsratsvorsitzende Martin Abend steht dabei in der Kritik. Ihm droht auf der Hauptversammlung seine Abwahl. Vertreter des aktivistischen Aktionärs Active Ownership Capital (AOC) griffen Abend massiv an und forderten seine Abwahl. Ein Neuanfang bei Stada sei mit Abend nicht möglich. Einige Aktionäre äußerten aber auch die Sorge, dass die Unabhängigkeit des Unternehmens bei einem kompletten Austausch des Aufsichtsrates gefährdet sein könnte. Viele Aktionäre begrüßten den mittlerweile eingeleiteten Neuanfang bei Stada, monierten aber dass er erst nach Druck von AOC möglich wurde.

   Die STADA Arzneimittel AG hat ihren Aktionären inzwischen einen Katalog von Maßnahmen präsentiert, die das Unternehmen profitabler für die Zukunft machen sollen. Grundsätzlich sei Stada richtig aufgestellt und brauche sich nicht neu zu erfinden, sagte der neue CEO Matthias Wiedenfels auf der mit Spannung erwarteten Hauptversammlung des Unternehmens. Er räumte aber auch Fehler in der Vergangenheit ein. Stada habe noch längst nicht sein gesamtes Potenzial ausgeschöpft. Die Präsenz auf der Hauptversammlung ist für den MDAX-Konzern mit gut 57 Prozent des Grundkapitals deutlich höher als in früheren Jahren.

   Auch die Transparenz will Stada in Zukunft verbessern und Geschäftschancen noch konsequenter nutzen als bislang. "Wir werden liefern", versprach Wiedenfels.

Kosten sollen sinken, Umsätze steigen Das Unternehmen werde Wachstumschancen weiter nutzen. Beispielsweise will Stada in den kommenden Jahren Biosimilars von besonders wachstumsstarken Biopharmazeutika auf den Markt bringen. Stada werde künftig die Umsätze steigern, Kosten reduzieren und das Working Capital verbessern, kündigte er an. Zudem werde das Unternehmen noch wertsteigender investieren und effizienter und effektiver werden. Über Details will es am 5. Oktober auf seinem Kapitalmarkttag berichten.

   "Stada erlebt bewegte Zeiten aber Stada bewegt sich auch selbst", sagte Wiedenfels. Auch Aufsichtsratschef Martin Abend bat die Aktionäre um Vertrauen und die Billigung der von der Verwaltung vorgeschlagenen Kandidaten für den Aufsichtsrat. Die Kandidaten von AOC müssten unter Umständen als Vertreter eines maßgeblich beteiligten Aktionärs gesehen werden, meinte er. Zudem fehle es nach Ansicht von Abend bei einem kompletten Austausch der Anteilseignerseite des Aufsichtsrats an jeglicher Kontinuität und Erfahrung im Umgang mit Stada. Ab 2018 soll es nach dem Willen von Abend einen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden geben. Den Vorstand will Abend um 2 Mitglieder auf 4 erweitern.

   Die Aussprache dauert derzeit noch an. Dieter Tassler von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sagte, das Unternehmen sei mit CEO Wiedenfels auf dem richtigen Weg, die verkrusteten Strukturen, die manchmal das Unternehmen geleitet hätten, zu verlassen. Er hält es für fragwürdig, dass ein Aktionär wie AOC, der 5 oder 7 Prozent am Unternehmen hält, eine komplette Neubesetzung des Aufsichtsrates verlangt.

   Peter Barth von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sagte, Stada sei von AOC aus seinem Dornröschenschlaf wachgerüttelt, nicht wachgeküsst worden. Auch der Aufsichtsrat habe die Zügel in der Vergangenheit schleifen lassen. AOC sei aber dennoch ein selbsternannter weißer Ritter, der mit geschlossenem Visier arbeite. Er stellte die Frage, wer wirklich hinter AOC stehe und welche Ziele die Gesellschaft verfolge. "Wir wissen sehr wenig über AOC", meinte er.

AOC will Stada-Beteiligung langfristig halten Florian Schuhbauer von AOC sagte, Stada zeige derzeit ein Bild der inneren Zerrissenheit und Führungslosigkeit. "Wir möchten den Aufsichtsrat neu besetzen und setzten uns auch für eine umfassende Erneuerung der Corpoarate Governance ein", erklärte er. AOC habe keinen Konflikt mit dem Unternehmen, beteuerte er. "Wir mögen Stada". AOC habe aber einen Konflikt mit den Personen, die ihre eigenen Interessen über die des Unternehmens stellten, erklärte Schuhbauer. Auch wolle AOC die Beteiligung an Stada langfristig halten. "Wir sehen uns als langfristiger Ankerinvestor", erklärte er. Um Stada erfolgreich weiterzuentwickeln, sei aber eine personelle Erneuerung des Aufsichtsrates nötig. Ein Neuanfang mit dem bisherigen Aufsichtsratschef Abend sei nicht möglich. Das Management will AOC nicht auswechseln, den jetzigen Vorstand aber erweitern. AOC habe in kurzer Zeit für alle Aktionäre viel erreicht, meinte er. Auch Klaus Röhrig, der mit Florian Schuhbauer hinter AOC steht, griff Abend massiv an. Er kritisierte unter anderem dass er über die Auflösung des Vorstandsvertrages des früheren Vorstandschefs Hartmut Retzlaff aus der Presse erfahren habe und als Aktionär nicht vom Unternehmen informiert wurde.

AOC soll Massenentlassungen bei Stada planen CEO Wiedenfels sagte, der Auftritt und Redebeitrag von AOC habe Finanzvorstand Helmut Kraft und ihn überrascht. Der Investor habe auf der Hauptversammlung "im Grunde sehr moderate Forderungen gestellt", sagte er. "Das deckt sich nicht mit dem, was wir in bilateralen Gesprächen in den letzten Wochen von AOC gehört haben." In diesen Gesprächen war der Investor demnach hart aufgetreten. Den Unternehmenswert wolle AOC maßgeblich und vor allem auch dadurch steigern dass Stada in massiver Weise Personal abbaue, sagte Wiedenfels. "Von Massenentlassungen war hier die Rede", sagte der Konzernlenker. "Für uns ist nachhaltiges Wirtschaften wichtig". AOC sprach dagegen von einer Unterstellung oder einem Missverständnis. Massenentlassungen seien nicht geplant.

   Für den Vertreter von Deka Investment, Winfried Mathes, geht der komplette Austausch des Aufsichtsrates zum jetzigen Zeitpunkt zu weit. Die Ablösung aller Mitglieder einschließlich des Vorsitzenden sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht gut für das Unternehmen.

   Im Vorfeld des Aktionärstreffens ist ein Machtkampf um Stada entbrannt, der von AOC angestoßen wurde. Der Aktionär ist unzufrieden mit der Wertentwicklung von Stada. Er will den Aufsichtsrat komplett austauschen und schlägt eigene Kandidaten vor. Stada wehrt sich dagegen, will lediglich vier Mitglieder der Kapitalseite auswechseln und hat dafür Kandidaten vorgeschlagen. Stada hat inzwischen den längst überfälligen Wandel eingeleitet. So musste Stadas langjähriger und vor allem wegen seiner hohen Pensionsansprüche umstrittener Vorstandschef Hartmut Retzlaff seinen Hut nehmen. Das Unternehmen will zudem unter anderem die vinkulierten Namensaktien abschaffen und ein neues Vergütungssystem für den Vorstand einführen. AOC geht das alles nicht weit genug.

   Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@wsj.com

   DJG/hoa/sha

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   August 26, 2016 11:04 ET (15:04 GMT)

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