15.02.2016 16:56:47
|
UPDATE2/Draghi stellt Lockerung der Geldpolitik in Aussicht
--"Werden bei Abwärtsrisiken für Preisstabilität ohne zu zögern handeln"
--EZB-Präsident verweist auf Risiken durch Finanzmarktturbulenzen
--Draghi: Prüfen Einfluss niedriger importierter Inflation auf Löhne/Verbraucherpreise
--EZB erwägt offenbar, verbriefte notleidende Kredite als Sicherheit zu akzeptieren
(NEU: Aussagen Draghis zu Repo-Sicherheiten)
Von Hans Bentzien
FRANKFURT/BRÜSSEL (Dow Jones)--Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hat eine weitere Lockerung der Geldpolitik in Aussicht gestellt. Dabei spielt möglicherweise auch eine weitere Lockerung der Regeln zu Repo-Sicherheiten eine Rolle. Bei seiner vierteljährlichen Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments sagte Draghi, sollten die niedrige importierte Inflation oder die jüngsten Finanzturbulenzen zu Abwärtsrisiken für die Preisstabilität führen, werde der EZB-Rat ohne zu zögern tätig werden.
Äußerungen des EZB-Präsidenten deuten darauf hin, dass die Zentralbanken erwägt, künftig auch verbriefte notleidende Kredite als Sicherheit in Refinanzierungsgeschäften zu akzeptieren. Auf die Frage nach einem möglichen Ankauf notleidender Kredite italienischer Banken sagte Draghi: "Wir kaufen gar nichts an. ... Die Frage ist, ob die notleidenden Kredite in einem bestimmten ABS-Format als Sicherheit akzeptiert werden können."
Draghi wiederholte die im Januar getroffenen Aussage, dass der EZB-Rat im März die Angemessenheit seiner geldpolitischen Ausrichtung prüfen werden. In der Anhörung machte der EZB-Präsident deutlich, worauf das Gremium dabei besonders achten wird. "Wir werden erstens prüfen, wie stark sich die niedrige importierte Inflation auf die heimische Lohn- und Preisentwicklung sowie die Inflationserwartungen auswirkt", sagte Draghi.
Zweitens werde der Rat der Frage nachgehen, wie sich die jüngsten Marktturbulenzen auf die Fähigkeit des Finanzsektors auswirkten, die geldpolitischen Signale zu übertragen. "Sollte einer dieser Faktoren ein Abwärtsrisiko für die Preisstabilität beinhalten, werden wir ohne zu zögern tätig werden", sagte Draghi.
Die EZB wird im März neue Prognosen für die Inflationsentwicklung in den Jahren 2016 bis 2018 veröffentlichen. Volkswirte erwarten wegen des anhaltenden Ölpreisrückgangs, dass diese Prognosen deutlich niedriger als die im Dezember veröffentlichten ausfallen werden. Die deutsche Bundesbank hat ihre Inflationsprognose für Deutschland 2016 bereits auf 0,25 Prozent von zuvor 1,1 Prozent reduziert und die für 2017 auf 1,75 von 2,0 Prozent. Zugleich hat der Ölpreisrückgang zumindest die marktbasierten Inflationserwartungen deutlich sinken lassen.
Draghi sagte, der Zeitpunkt, zu dem das Erreichen dieses Ziels zu erwarten sei, verschiebe sich seit zwei Jahren immer wieder nach hinten. "Das liegt an Faktoren, die außerhalb unseres Einflussbereichs liegen", sagte Draghi. Er fügte aber hinzu: "Die Frage ist, ob wir deshalb unsere geldpolitische Strategie aufgeben sollten und die Antwort lautet: Nein."
Draghi sieht den Grund für den jüngsten Absturz der europäischen Bankaktien nach eigener Aussage vor allem in der besonderen Anfälligkeit dieser Papiere für Wachstumssorgen. Er betonte aber, dass sich die Stabilität der Institute des Euroraums wegen der Reformmaßnahmen, nicht zuletzt höherer Eigenkapitalquoten, verbessert habe. Gleichwohl äußern Volkswirte die Sorge, dass die Kursverluste und niedrigere Ratings die Fähigkeit und Bereitschaft der Banken zur Kreditvergabe beeinträchtigen könnten. Das würde auch die Inflation belasten.
Die Inflation im Euroraum hatte im Januar bei 0,4 Prozent gelegen. Angesichts des anhaltenden Ölpreisrückgangs erwarten viele Ökonomen aber für die nächsten Monate negative Inflationsraten. Die EZB strebt mittelfristig knapp 2 Prozent Inflation an, wird aber ihre eigenen Inflationsprognosen im März voraussichtlich deutlich senken müssen. Damit gerät das Inflationsziel erneut weiter aus dem Blick.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/smh
(END) Dow Jones Newswires
February 15, 2016 10:26 ET (15:26 GMT)
Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 26 AM EST 02-15-16
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!