29.04.2014 18:27:31

UPDATE: Siemens kündigt Angebot für Alstom an

   --Siemens nennt noch keine Angebot-Details

   --Frankreichs Wirtschaftsminister verärgert über Alstom-Chef

   (NEU: Details, Hintergrund)

   Von Archibald Preuschat und Britta Becks

   Die Spekulationen haben sich bewahrheitet: Siemens will seinem französischen Wettbewerber Alstom ein Angebot machen. Vorstand und Aufsichtsrat haben dies nach Angaben des Münchener DAX-Konzerns am Dienstag beschlossen. Voraussetzung ist allerdings, dass Siemens vier Wochen Zeit mit Zugang zu Daten von Alstom und für Gespräche mit dem Management bekommt, um das Geschäft von Alstom angemessen prüfen zu können.

   Ein entsprechendes Schreiben sei bereits an den französischen Konzern übermittelt worden, teilte Siemens mit und bestätigte damit entsprechende Aussagen des französischen Wirtschaftsministers Arnaud Montebourg, der am Nachmittag im französischen Parlament angekündigt hatte, dass ein Angebot von Siemens für Alstom auf dem Weg ist.

   Frankreichs Wirtschaftsminister hatte in diesem Zusammenhang bereits angedeutet, dass es noch ein paar Wochen dauern kann, bis eine Entscheidung über die Zukunft von Alstom fällt: "Wir werden uns die notwendige Zeit nehmen, um sicherzustellen, dass die nationalen industriellen Interessen (Frankreichs) gewahrt werden."

   Denn Siemens steht mit seinem Angebot für Alstom im Wettbewerb mit dem US-Mischkonzern General Electric, der ebenfalls ein Auge auf den französischen Konzern geworfen hat. Alstom ist für den französischen Staat von strategischem Interesse, denn neben dem Hochgeschwindigkeitszug TGV stellt Alstom auch Kraftwerke und Turbinen für die Energieversorgung her. Von daher warben die Franzosen offen für ein Gegenangebot durch Siemens.

   Details des Angebots nannte Siemens nicht. Dem Vernehmen nach geht es jedoch um das Energiegeschäft der Franzosen. Siemens soll Alstom am Wochenende einen Spartentausch vorgeschlagen haben. Wie aus einem Brief von Siemens-Chef Joe Kaeser an seinen Alstom-Kollegen Patrick Kron hervorgeht, schätzt Siemens den Unternehmenswert der Alstom-Sparten Thermal Power, Renewable Power und Grid Divison auf 10 bis 11 Milliarden Euro.

   Der Kaufpreis erscheint Experten generös im Vergleich zum Angebot von GE. Unbestätigten Berichten zufolge haben die Amerikaner für die gesamte Alstom nur rund 13 Milliarden US-Dollar oder rund 10 Milliarden Euro geboten.

   Im Gegenzug bietet Siemens Teile seiner Zugsparte an und wirft damit sein in der Vergangenheit problembeladenes, aber erfolgreiches ICE-Geschäft in die Waagschale. In dem Brief an Alstom betont Siemens zudem, dass der deutsche Konzern "alle finanziellen Mittel" habe, um die Transaktion schnell durchzuführen. Siemens machte in dem Brief auch Zusagen bei der Beschäftigungssicherung und der Verlagerung von Unternehmensteilen nach Frankreich.

   Das Bietergefecht um Alstom hat eine enorme politische Dimension. Am Montag hatte Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande zunächst GE-Chef Jeff Immelt und am späten Nachmittag dann den Siemens-Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser zu Gesprächen empfangen.

   Bereits am Sonntag war der Elysee-Palast auf die Bremse getreten und hatte erklärt, er werde keinen vorschnellen Deal bei als strategisch geltenden Vermögenswerten akzeptieren. "Alstom ist ein Symbol für die industrielle Stärke und das Know-How Frankreichs", hatte der französische Wirtschaftsminister Montebourg gesagt. Die Regierung befürchtet, die Zentrale des Konzerns, das Entscheidungszentrum, zu verlieren. Außerdem könnten Arbeitsplätze gefährdet sein.

   Zwar ist der französische Staat nicht mehr an Alstom beteiligt. Er verkaufte bereits 2006 einen 21-prozentigen Anteil an den französischen Mischkonzern Bouygues, der inzwischen zum größten Alstom-Eigner aufgestiegen ist und 29,4 Prozent an dem französischen Konzern hält, den der Staat vor zehn Jahren vor der Pleite gerettet hatte.

   Doch das ficht die französische Regierung nicht an. Sie will sich das Heft des Handels in Sachen Alstom nicht aus der Hand nehmen lassen. Von daher zeigte sich der französische Wirtschaftsminister am Dienstag auch offenkundig verärgert darüber, nicht frühzeitig in die Planungen von Alstom-Chef Patrick Kron miteinbezogen worden zu sein.

   Seit Februar habe er mehrere Male mit dem Alstom-Chef gesprochen. Und jedes Mal habe dieser ihm versichert, dass Alstom keine Pläne für wie auch immer geartete Allianzen in der Pipeline habe. "Muss der Wirtschaftsminister in seinem Büro einen Lügendetektor aufstellen für die Chefs von Blue-Chips-Unternehmen, die nicht das geringste Empfinden für die Verpflichtung eines Staatsbürgers haben, ihre Regierung vorzuwarnen?", so Montebourg.

   Mitarbeit: William Horobin und Stacy Meichtry

   Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com

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