24.08.2014 18:00:31
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UPDATE: Poroschenko will Militär der Ukraine aufrüsten
-- Ukraine feiert Unabhängigkeitstag mit Parade durch die Innenstadt von Kiew
-- Poroschenko will ukrainisches Militär bis 2017 mit zusätzlich rund 2,3 Milliarden Euro aufzurüsten
-- Separatisten in Donezk führen Kriegsgefangene ukrainische Soldaten vor
(NEU: Kriegsgefangenen-Marsch in Donezk, weitere Details)
Von Anton Troianovski
Soldaten, Raketen und Panzerfahrzeuge zogen am Sonntag in einer feierlichen Parade durch die Innenstadt von Kiew. Viele von ihnen dürften sich bald im Kampf gegen die prorussischen Rebellen im Osten wiederfinden. Mitten im Krieg hat die Ukraine ihren Unabhängigkeitstag gefeiert. Gleichzeitig gerät die Offensive im Osten immer mehr ins Stocken. In Donezk zwangen die Separatisten unterdessen Kriegsgefangene zu einem Marsch durch die Stadt.
Die Parade sorgte bei den Ukrainern für Stolz, aber auch für Besorgnis. Die Militäroffensive gegen die Separatisten im Osten fordert immer mehr zivile Opfer. Und die Eroberung der Rebellenhochburgen Donezk und Luhansk erweist sich als schwieriges und gefährliches Unterfangen.
"Die Ereignisse der letzten Monate sind zu einem faktischen, wenn auch nicht erklärtem Krieg geworden", sagt der ukrainische Präsident Petro Poroschenko bei einer Rede. "Vielleicht wird er als der Vaterländische Krieg von 2014 in die Geschichte eingehen."
Poroschenko erklärte, das zur Schau gestellte Militärgerät werde direkt in den Osten des Landes geschickt. Er versprach, das ukrainische Militär bis 2017 mit zusätzlich rund 2,3 Milliarden Euro aufzurüsten. "Es ist leider klar, dass die Ukraine in absehbarer Zeit permanent von Krieg bedroht wird", sagte Poroschenko. "Wir müssen immer bereit sein, unsere Unabhängigkeit zu verteidigen.
Derzeit laufen wieder verstärkt diplomatische Bemühungen zu einer Lösung der Krise. Es gibt jedoch wenig Anzeichen, dass die Ukraine, Russland und die prorussischen Separatisten einen gemeinsamen Nenner finden. Poroschenko hatte am Samstag Bundeskanzlerin Angela Merkel in Kiew empfangen. Diese hatte gefordert, Russland müsse den Zustrom von Waffen über die Grenze an die Separatisten stoppen, damit ein Frieden möglich sei.
Am Dienstag wird Poroschenko nach Minsk reisen, um sich erstmals seit Juni mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu treffen. "Schritte zum Frieden können übrigens nicht einseitig erfolgen", sagte der Präsident. "Sie können nicht auf Kosten der ukrainischen Souveränität, territorialen Integrität oder Unabhängigkeit gehen."
In der Rebellenhochburg Donezk begingen die Separatisten den Nationalfeiertag mit einem Zwangsmarsch von Kriegsgefangenen durch die Stadt. Auf Videoaufnahmen, die zum Teil im russischen Staatsfernsehen gezeigt wurden, ist zu sehen, wie Männer mit Bajonetten an den Händen gefesselte Kriegsgefangene mit gesenktem Haupt vor jubelnden Zuschauern vorbeiführen. Die Menge skandiert dazu "Faschisten! Faschisten!"
Eine solche Vorführung wäre ein Verstoß gegen die Genfer Konvention, die Verstöße gegen die persönliche Würde, besonders "erniedrigende Behandlung" von Kriegsgefangenen, verbietet. Ein Vertreter der Separatisten wies diese Anschuldigung aber in einem Fernsehinterview zurück. Er sei nicht an der Auslegung der Konvention interessiert, während das Haus seiner Mutter angegriffen werde.
Im Vorfeld der Veranstaltung in Kiew, mit der der 23. Jahrestag der Unabhängigkeit des Landes gefeiert wurde, gab es Kritik an der Parade. Einige Ukrainer hielten es für geschmacklos, eine solche Feier in Kriegszeiten abzuhalten.
Im Vorfeld der Veranstaltung, mit der der 23. Jahrestag der Unabhängigkeit des Landes gefeiert wurde, gab es Kritik an der Parade. Einige Ukrainer hielten es für geschmacklos, eine solche Feier in Kriegszeiten abzuhalten.
Trotzdem kamen tausende Zuschauer am Sonntag zu der Parade. Diese führte auch über den Maidan, das Zentrum der Proteste gegen den im Februar gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch. Viele Menschen trugen Kleidung in traditionellen Strickmustern und schwenkten die blau-gelbe Landesfahne. Einige kletterten auf Laternenpfähle oder Toilettenhäuschen, um einen besseren Blick zu erhaschen.
Ukrainische BTR ZK-Transportpanzer, tragbare Boden-Luft-Raketen vom Typ Igla, Panzerabwehrkanonen, Smerch-Mehrfachraketenwerfer und Boden-Luft-Raketensysteme vom Typ Osa rollten durch die Straßen. Als aus Transportwagen montierte Raketenwerfer vorbeifuhren, auch als Grad bekannt, jubelten einige Leute und eine Person sagte der anderen "Ein Grad! Oh schau, es ist ein Grad!"
"Du kommst hierher und Du weißt, Du wirst gewinnen", sagte der 53-jährige Sergej Masina nach der Parade. "Du siehst, wir haben etwas, um zu kämpfen."
Aber eine 56-jährige Frau, die mit ihren Sohn nach Kiew gezogen ist, um den Kämpfen in ihrer Heimatregion Luhansk zu entkommen, sagt, sie habe nicht applaudieren können, als die Waffen an ihr vorbeizogen. Stattdessen habe sie geweint, sagt sie. Auch wenn sie hoffe, dass die Ukraine die pro-russischen Rebellen besiegen und Frieden herstellen werde.
"Es ist eine Sache, das zu sehen und zu klatschen", sagte die Frau, die ihren Namen nur als Ljudmila angab. "Es ist eine andere Sache, das auf deinen eigenen Straßen zu sehen und zu zittern, weil du nicht weiß, ob es auf dich oder deinen Nachbarn schießen wird."
Kiew drohen steigende zivile Opfer, während es versucht, seine Schlinge um die größten noch verbliebenen Rebellenhochburgen enger zu ziehen. Donezk war eine Millionenstadt, bevor die Kämpfe ausbrachen, und Luhansk hatte mehr als 400.000 Einwohner. Währende viele Bewohner geflohen sind, sind einige geblieben, um ihr Eigentum zu schützen, oder weil sie nirgendwo hingehen konnten.
Die Vereinten Nationen gehen in konservativen Schätzungen von mehr als 2.000 Todesopfern durch den Konflikt aus. Der ukrainische Militärsprecher Andrij Lisenko sagte am Sonntag, 722 ukrainische Soldaten seien in den Kämpfen gestorben und 2.625 verwundet worden.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz warnte am Samstag vor der wachsenden Gefahr für Zivilisten in Luhansk und dränge alle Seiten in dem Konflikt, "grundsätzlich wahllos Waffen einzusetzen". Während des Rote Kreuz versuchte, den lokalen Behörden in Luhansk dabei zu helfen, Verteilerpläne für die von Russland am Freitag gelieferten Hilfsgüter zu erstellen, sagt es, "die bewaffnete Gewalt in der Stadt weckt ernsthafte Bedenken, ob sie die Menschen sicher an den Verteilungspunkten versammeln können."
Die Ukraine hat den Rebellen vorgeworfen, sowohl von als auch auf Wohngebiete zu feuern. Lisenko sagte am Sonntag, die Regierungstruppen würden Wohngebiete nicht beschießen, um sie einzunehmen. Stattdessen werde die Ukraine "die Taktiken von kleinen Infanterieeinsätzen anwenden, ohne den Einsatz schwerer Maschinerie."
Westliche Vertreter sind weiter besorgt, dass Russland seine Unterstützung für die prorussischen Rebellen ausweiten könne, während die Ukraine mit ihrer Offensive weiter vorstößt. Damit würde sich das Risiko einer direkteren Konfrontation zwischen den beiden früheren sowjetischen Nachbarn verstärken.
Die Nato sagte am Freitag, russische Kräfte hätten ihre verdeckte Beteiligung an den Kämpfen ausgeweitet, darunter auch feuernde Artillerie innerhalb der Ukraine. Am Sonntag erklärte Lisenko, ukrainische Positionen seien am Wochenende wiederholt von russischem Territorium geschossen worden. Russland hat unentwegt zurückgewiesen, den Rebellen im Osten zu helfen.
Mitarbeit: Olga Razumovskaya und James Marson.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
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August 24, 2014 11:30 ET (15:30 GMT)
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