27.05.2013 16:58:30
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UPDATE: Merkel bekräftigt Ziel von 1 Million E-Autos bis 2020
--Bundesregierung steht zu finanziellen Zusagen für E-Mobilitätsbranche
--Rösler schließt Subventionierungen von E-Autos aus
--Redner treten für Einführung von "Super Credits" zum Erreichen der Klimaziele ein
(NEU: Weitere Details, Aussagen von Merkel, Ramsauer)
Von Ilka Kopplin
Nach dem Willen der Bundesregierung sollen bis zum Ende des Jahrzehnts trotz schleppender Verkäufe 1 Million E-Autos auf deutschen Straßen fahren. Dieses Ziel bekräftigte Bundeskanzlerin Angela Merkel während einer internationalen Konferenz zum Thema Elektromobilität am Montag noch einmal in Berlin. Um dieses Ziel zu erreichen, forderten Vertreter der Industrie jedoch auch mehr Unterstützung aus der Politik.
Die will Merkel geben: Die Bundesregierung stehe zu den finanziellen Zusagen, sagte sie den 900 Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Bis Ende des Jahres werden Projekte mit einem Gesamtfördervolumen von 1,5 Milliarden Euro gestartet sein. "Es geht darum, die Industrie fit und wettbewerbsfähig für das 21. Jahrhundert zu machen", so die Bundeskanzlerin.
Elektromobilität sei mittlerweile weltweit auf der Tagesordnung ganz nach oben gerückt, sagte auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. So beschränke sich der Wettbewerb mittlerweile nicht mehr nur auf einige wenige Vorreiter wie vor ein paar Jahren, sondern es sei ein internationaler Wettbewerb entstanden. Elektromobilität sei zudem eine Schlüsselinnovation auf dem Weg hin zu den CO2-Zielen, die von der EU vorgegeben werden.
Einige Unternehmen in der Branche mussten jedoch bereits aufgeben. So hat der Renault-Technologiepartner Better Place am Wochenende Insolvenz angemeldet. Das israelische Unternehmen war zunächst in Israel und Dänemark an den Start gegangen, doch in der breiten Öffentlichkeit fehlte trotz vieler zufriedener Kunden die Akzeptanz. Anfänglich hatte Better Place 100.000 Autos von Renault bestellt. Bis heute aber hat der 2007 gegründete Autohersteller nur rund 2.500 Modelle verkauft.
Das Ziel der deutschen Bundesregierung, bis 2020 eine Million E-Autos auf deutschen Straßen fahren zu sehen, bezeichnete Ramsauer als anspruchsvoll, aber man halte daran fest, sagte er. Dabei appellierte der Minister auch an die Industrie. Es komme auf die Attraktivität und die Nutzerfreundlichkeit an: "Wenn das Angebot erst einmal in dieser Breite vorhanden ist, dann wird die Nachfrage kommen", sagte er.
Zu deren Stimulierung setzt die Bundesregierung Impulse, beispielsweise bei der Dienstwagenbesteuerung, die sich prozentual am Listenpreis eines Neuwagens berechnet: Käufer von E-Autos sollen zukünftig steuerlich nicht mehr benachteiligt sein. Schließlich müssen sie schon beim Autokauf drauflegen: Die "sauberen" E-Modelle sind derzeit noch sehr viel teurer als das vergleichbare Modell mit Verbrennungsmotor.
Wirtschaftsminister Philipp Rösler bekräftigte die steuerliche Gleichstellung, schloss aber gleichzeitig aus, E-Autos in Deutschland zu subventionieren, wie es in anderen Nationen üblich ist. "Ich bin gegen Subventionen", denn die würden nicht den nötigen Sprung nach oben bringen, so Rösler. Man komme über die Masse zu günstigeren Fahrzeugen, aber nicht über Subventionen. "Was an Rahmengesetzgebung gemacht werden muss, das machen wir auch", sagte er.
Positiv steht der Wirtschaftsminister hingegen den sogenannten Super Credits gegenüber - einer Art Bonuspunkte auf E-Autos, die mit einem bestimmten Faktor auf den Flottenverbrauch der Autohersteller angerechnet werden. Gerade für die deutschen Hersteller von Oberklasse-Fahrzeugen ist das ein wichtiger Aspekt, um die künftigen Klimaschutzziele zu erreichen. "Super Credits ist eine der einfachsten Möglichkeiten, um etwas für die E-Mobilität zu tun", sagte er. Man kämpfe auf europäischer Ebene für dieses Thema.
Der Aspekt der Super Credits stand auch bei Daimler-Chef Dieter Zetsche ganz oben auf der Wunschliste an die Politik, um die ambitionierten Ziele der Regierung bis Ende 2020 zu erreichen. Er zog den Vergleich zwischen den Gesetzgebungen in den USA, China und Europa und betonte, dass gerade Hersteller großer Fahrzeuge in Europa benachteiligt seien. Ebenso müssten endlich die Nachteile bei der Besteuerung von Dienstwagen ausgeglichen und nicht nur in den betroffenen Ausschüssen der Politik darüber gesprochen werden. "Einige Kunden sind zwar bereit, tiefer in die Tasche zu greifen, aber nicht so tief", sagte Zetsche. Zudem, so Zetsche, brauche es die entsprechende Infrastruktur, also Ladestationen in Deutschland.
Merkel erklärte, man müsse den Ausbau erneuerbarer Energien und die E-Mobilität künftig noch stärker verknüpfen, ansonsten seien Elektroautos nicht wirklich emissionsfrei. Deshalb müssten auch die Aspekte der Elektrizitätsspeicherung und Ladeinfrastruktur noch gestärkt werden.
Dass man beim Thema Elektromobilität über die Ländergrenzen hinwegsehen muss, machten alle anwesenden Redner deutlich. So betonten Merkel und Rösler, man brauche auf europäischer Ebene Standardisierungen. Sie appellierten dabei an andere europäische Länder und den ebenfalls anwesenden EU-Verkehrskommissar Siim Kallas, die Technik der Stecker und Ladebuchsen zu standardisieren, um einen grenzüberschreitenden Verkehr zu vereinfachen. Auch die Kooperation mit außereuropäischen Ländern wie China und Japan wurde laut Merkel verstärkt.
Doch trotz aller Euphorie im Berliner Congress Centrum sieht die Realität derzeit eher mau aus. Derzeit ist in Deutschland erst ein Bruchteil der angepeilten eine Million E-Autos zugelassen. So waren es im vergangenen Jahr laut Kraftfahrtbundesamt gerade einmal knapp 24.400 Elektro- und Hybridautos, die neu zugelassen wurden, ein Marktanteil von weit unter einem Prozent.
Angesichts der niedrigen Ausgangsbasis bleibt der Präsident des Deutschen Automobilverbands (VDA), Matthias Wissmann, vorsichtig, ob das Millionen-Ziel bis 2020 erreichbar ist. "Wenn wir das Ziel ein oder zwei Jahre später erreichen, wäre das auch kein Beinbruch", äußerte er sich am vergangenen Wochenende in der Süddeutschen Zeitung. Man könne nicht über Nacht den Markthochlauf erwarten.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
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May 27, 2013 10:27 ET (14:27 GMT)
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