20.12.2013 18:36:31
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UPDATE: Kreml-Kritiker Chodorkowski in Berlin gelandet
-- Merkel begrüßt Freilassung
-- Ex-Außenminister Genscher hat vermittelt
-- Chodorkowski: Gnadengesuch gestellt, aber kein Schuldeingeständnis
(Weitgehend neu, mehr Details)
Von Susann Kreutzmann
BERLIN--Kreml-Gegner Michail Chodorkowski ist direkt nach seiner Entlassung aus dem Straflager nach Deutschland gereist. Das Auswärtige Amt bestätigte, dass der 50-Jährige am Freitagnachmittag auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld gelandet ist. Hinter den Kulissen wirkte der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher als Vermittler. Er empfing Chodorkowski bei seiner Ankunft. Genscher hatte das Flugzeug für die Ausreise nach Deutschland organisiert. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßte die Haftentlassung von Chodorkowski. Zugleich würdigte sie den Einsatz von Genscher.
Offiziell hieß es, Chodorkowski sei aus humanitären Gründen entlassen worden. Am Freitagmorgen hatte Russlands Präsident Wladimir Putin die Begnadigungsurkunde unterschrieben. Die Zeitung Kommersant berichtete, dass Geheimdienstmitarbeiter sich mit Chodorkowski im Straflager getroffen hätten, um den Gnadenakt auf den Weg zu bringen. Dabei sei Chodorkowski gesagt worden, dass sich der Gesundheitszustand seiner krebskranken Mutter verschlechtert habe und ihm ein dritter Prozess drohe.
In einer Erklärung auf seiner Webseite stellte Chodorkowski nach seiner Freilassung klar, dass er zwar ein Gnadengesuch gestellt, aber damit nicht seine Schuld eingestanden habe. Er bedankte sich zudem bei seinen Unterstützern und seiner Familie. Ausdrücklich bedankte sich Chodorkowski bei Genscher für "seinen persönlichen Einsatz".
Ursprünglich gab es Meldungen, Chodorkowski wollte sein Mutter, die sich zu medizinischen Behandlungen in Berlin aufhält, besuchen. Inzwischen ist aber klar, dass seine Mutter in Russland ist. Sie hatte sich tatsächlich einer mehrmonatigen Krebsbehandlung in Berlin unterzogen, war aber am 11. Dezember entlassen worden. Es wird erwartet, dass Chodorkowskis Familie am Samstag in Berlin eintrifft.
Offensichtlich habe es sich bei der Ausreise um eine Abmachung zwischen der russischen Regierung und Chodorkowski gehandelt, berichten mehrere politische Beobachter in Russland. Demnach sei der Gesundheitszustand der Mutter angeführt worden, weil Chodorkowski kein Schuldeingeständnis unterschreiben wollte. Die Begnadigung von Chodorkowski wird allgemein als Signal im Vorfeld der Olympischen Spiele in Sotschi gewertet.
In einer persönlichen Erklärung erläuterte Genscher seine Bemühungen hinter den Kulissen. Er sei auf seine Bitte hin zweimal von Putin empfangen worden, um über das Schicksal von Chodorkowski zu sprechen, heißt es darin. Er habe Chodorkowski in seiner Eigenschaft als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik kennengelernt und auch später noch bei verschiedenen Gelegenheiten getroffen. Die persönlichen Anwälte Chodorkowskis hatten ihn später gebeten, sie bei ihren Bemühungen um die Freilassung zu unterstützen. Er habe das aus humanitären Gründen getan.
Der ehemalige Chef des inzwischen zerschlagenen Ölkonzerns Jukos galt als der reichste Mann Russlands. Er bekannte sich offen zur Opposition. Das wurde ihm zum Verhängnis. Er wurde 2003 festgenommen und zwei Jahre später wegen Betrugs und Steuerhinterziehung verurteilt. Der Prozess gegen ihn wurde international als politisch motiviert kritisiert.
Kontakt zur Autorin: Susann.Kreutzmann@wsj.com
(Harriet Torry hat zu dem Artikel beigetragen)
DJG/suk/apo
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December 20, 2013 12:03 ET (17:03 GMT)
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