31.03.2008 13:09:00

UPDATE: Inflation und Geldmenge bestätigen abwartenden EZB-Kurs

(NEU: Stimmen von Volkswirten, Hintergrund; Story für 13.00 Uhr angekündigt) Von Peter Trautmann Dow Jones Newswires FRANKFURT (Dow Jones)--Ein neuer Inflationsrekord in der Eurozone und ein anhaltend dynamisches Geldmengenwachstum haben am Montag die vorsichtige geldpolitische Linie der Europäischen Zentralbank (EZB) bestätigt. Nach Angaben von Eurostat stieg die Inflation auf Verbraucherebene im März unerwartet auf 3,5%, nachdem sie im Februar 3,3% betragen hatte. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Anstiegs der Energie- und Nahrungsmittelpreise erreichte die Teuerung im gemeinsamen Währungsraum das höchste Niveau seit Einführung des Euro im Jahr 1999.

   Gleichzeitig wies die EZB einen Anstieg der Geldmenge M3 im Februar um 11,3% auf Jahressicht aus. Damit schwächte sich die monetäre Dynamik zwar etwas ab - im Januar hatte M3 um 11,5% zugelegt -, der Zuwachs blieb aber deutlich über der EZB-Refezenzrate von 4,5%. Nach Einschätzung der Notenbank beinhaltet das starke Geldmengenwachstum mittel- bis längerfristig ein Aufwärtsrisiko für die Preisentwicklung.

   Bankvolkswirte zeigten sich vor allem wegen des neuerlichen Rekordwerts bei der Inflation erschrocken. "Die Entwicklung der Energie- und Nahrungsmittelpreise hat dafür gesorgt, dass die hohe Inflation mittlerweile von längerer Dauer ist, als EZB und andere Beobachter dies erwartet haben", sagte Martin van Vliet, ein Ökonom der ING Bank. Viel schlimmer könne es an der Inflationsfront aber kaum noch werden, meinte er. Die EZB, die stabile Preise bei einer Teuerung von knapp 2% sieht, werde angesichts dieser Entwicklung die Leitzinsen in den kommenden Monaten nicht senken, so van Vliet.

   Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil betonte, dass die Sorgen der EZB vor Zweitrundeneffekten kaum kleiner geworden sein dürften. Allerdings ging er davon aus, dass vor allem die Gefahr von Preis-Lohn-Spiralen weiterhin gering ist und dass die EZB ab dem dritten Jahresviertel damit beginnen wird, die Zinsen zu senken. Der wichtigste EZB-Leitzins liegt seit Juni vergangenen Jahres unverändert bei 4,00%.

   Auch mit Blick auf die monetäre Entwicklung erklärte UniCredit-Ökonom Aurelio Maccario, dass die Daten weiterhin den abwartenden zinspolitischen Kurs der EZB stützten. "Zinssenkungen werden noch für einige Zeit nicht auf der Agenda der Notenbank stehen", sagte Maccario. Andere Ökonomen meinten allerdings, dass die monetäre Entwicklung bei den Zinsentscheidungen in der kommenden Zeit kaum eine Rolle spielen werde.

   Dass die EZB geldpolitisch durchaus in einem gewissen Dilemma steckt, darauf haben am Montag die März-Daten zur Wirtschaftsstimmung in der Eurozone hingedeutet. So fiel der Sammelindex zur Wirtschaftsstimmung im gemeinsamen Währungsraum vor dem Hintergrund der anhaltenden Finanzkrise auf 99,6 Punkte von 100,2 im Februar, wie Eurostat mitteilte. Der Index lag damit erstmals seit November 2005 wieder unter der Marke von 100. Eurostat zufolge wurde besonders im Finanzdienstleistungssektor - also vor allem bei den Banken - eine massive Eintrübung der Stimmung verzeichnet.

   Commerzbank-Volkswirt Weil erklärte dazu, angesichts der schwachen Stimmungsdaten müsse die EZB ihre Wachstumserwartungen weiter zurücknehmen. "Der anhaltende Abwärtstrend des Stimmungsindex spricht für ein deutlich schwächeres Wachstum im ersten Halbjahr 2008", sagte Weil. Die Daten belegen seiner Auffassung nach, dass mit den Turbulenzen an den Finanzmärkten und der zunehmenden Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA auch die Konjunkturrisiken in der Eurozone zugenommen hätten.

-Von Peter Trautmann, Dow Jones Newswires, +49 (0) 69/297 25-313 peter.trautmann@dowjones.com DJG/ptt/hab (END) Dow Jones Newswires

   March 31, 2008 07:07 ET (11:07 GMT)

   Copyright (c) 2008 Dow Jones & Company, Inc.- - 07 07 AM EDT 03-31-08

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!