21.04.2011 11:45:30

UPDATE: ifo-Geschäftsklima sinkt im April wie erwartet

   (NEU: Reaktionen von Bankvolkswirten, ifo-Volkswirt Abberger)

Von Hans Bentzien Dow Jones NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Das Geschäftsklima der gewerblichen Wirtschaft Deutschlands hat sich im April wie erwartet eingetrübt, wobei allerdings die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage zunahm, was ein anhaltend kräftiges Wirtschaftswachstum erwarten lässt. Wie das Münchener ifo Institut für Wirtschaftsforschung am Donnerstag im Rahmen seines monatlichen Konjunkturtests mitteilte, fiel der Geschäftsklimaindex auf 110,4 Punkte, nachdem er im Vormonat bei 111,1 gelegen hatte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten eine Abnahme auf 110,5 erwartet. "Trotz erheblicher Risiken auf der internationalen Ebene geht es den Unternehmen in Deutschland ausgezeichnet", fasste das ifo Institut seine Eindrücke zusammen.

   Der Index zur Beurteilung der aktuellen Lage der rund 7.000 befragten Unternehmen stieg unerwartet auf 116,3 Punkte, im Vormonat hatte er bei 115,8 notiert. Die befragten Ökonomen hatten dagegen einen Rückgang auf 115,4 prognostiziert. Der Index für die Geschäftserwartungen wurde auf 104,7 Zähler nach 106,5 im Vormonat beziffert, während die befragten Experten hier nur einen Rückgang auf 105,5 erwartet hatten.

   Alexander Krüger, Volkswirt beim Bankhaus Lampe, meinte bezugnehmend auf den abermaligen Anstieg der Lagekomponente: "Die gute Lage spricht dafür, dass wir auch im zweiten Quartal ein hohes Wachstum haben werden." Für die zweite Jahreshälfte erwartet er dagegen eine Normalisierung der Wachstumsrate, die aber immer noch oberhalb der Trendrate liegen dürfte. Für 2011 prognostiziert Krüger ein Wachstum von 2,8%.

   ING-Volkswirt Alexander Brzeski sagte, das Wechselspiel zwischen der starken Nachfrage nach deutschen Produkten, Produktionsengpässen und dem starken Arbeitsmarkt habe einen kleinen Investitionsboom ausgelöst. "Die einzige ernste Bedrohung Deutschlands geht von den globalen Entwicklungen und ihren möglichen Einflüssen auf die Energiepreise aus. Höhere Energiepreise können den erwarteten Anstieg des privaten Konsums noch verhindern", sagte er.

   ifo-Volkswirt Klaus Abberger sah Konjunkturrisiken in der Schuldenkrise in Euro-Staaten sowie in der Lage in der arabischen Welt und den damit einhergehenden Ölpreiserhöhungen. Die Inflation wird nach Einschätzung des ifo Institutes noch weiter steigen und sich "zwischen 2% und 3%" bewegen, was aber noch nicht Anlass zu größerer Sorge sei. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde ihre Zinsen weiter erhöhen, aber nicht automatisch. "Wir rechnen mit weiteren Zinsschritten, aber nicht unmittelbar", erklärte Abberger.

   UniCredit-Volkswirt Alexander Koch verwies darauf, dass der ifo-Index trotz seines abermaligen Rückgangs immer noch um 2,5 Standardabweichungen über dem langjährigen Mittelwert liege, was auf ein kräftiges Wachstum hindeute. Das wichtige verarbeitende Gewerbe berichte von vollen Auftragsbüchern, und der Wachstumstreiber, die Auslandsnachfrage, sei insgesamt weiterhin lebhaft, worauf auch der Anstieg der Export-Oder-Komponente des Einkaufsmanagerindex im April hindeute.

   Die Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe in der ifo-Umfrage entspricht jener des Gesamtindex: Die Unternehmen blicken weniger optimistisch auf die weitere Geschäftsentwicklung als im März. Mit ihrer momentanen Situation sind sie dagegen nochmals zufriedener, und im Auslandsgeschäft sehen sie wieder größere Chancen. Die vorhandenen technischen Kapazitäten lasten sie stärker aus als zu Jahresbeginn. Damit liegt der Auslastungsgrad klar über seinem langjährigen Durchschnittswert. Die Zahl ihrer Beschäftigten wollen die Unternehmen etwas behutsamer erhöhen als im vergangenen Monat. Im Einzelhandel und im Großhandel kühlte sich das Geschäftsklima abermals etwas ab, während es sich im Bauhauptgewerbe wieder aufhellte.

Webseite: www.ifo.de

-Von Hans Bentzien, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 300, Hans.Bentzien@dowjones.com (unter Verwendung eines Berichts von Andreas Kißler) DJG/hab/jhe (END) Dow Jones Newswires

   April 21, 2011 05:13 ET (09:13 GMT)

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