14.02.2013 13:02:30

UPDATE: Eurozone-Wirtschaft hat Tiefpunkt hinter sich

   --BIP sinkt im vierten Quartal 2012 um 0,6 Prozent

   --Frühindikatoren deuten auf Rückkehr des Wachstums

   --Kluft zwischen Kern- und Peripherieländern groß

   (NEU: Hintergrund, Reaktionen von Bankvolkswirten)

   Von Hans Bentzien

   Die Wirtschaft des Euroraums dürfte ihren Tiefpunkt hinter sich haben. Zwar sank die Wirtschaftsleistung Ende 2012 noch einmal kräftiger als erwartet, doch sollte das entschlossene Handeln der Europäischen Zentralbank (EZB) und die wieder anspringende Weltwirtschaft bereits die Grundlagen für eine Rückkehr des Wachstums gelegt haben. Allerdings wird die Kluft zwischen Euro-Kern- und Peripherieländern groß bleiben.

   Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Euroraums ist im vierten Quartal 2012 um 0,6 Prozent geschrumpft. Das war deutlicher als mit minus 0,4 Prozent erwartet und der stärkste Rückgang seit dem ersten Quartal 2009. Die Wirtschaftsleistung des Währungsraums ist nun seit über einem Jahr nicht gestiegen. Aber Ökonomen sehen bereits Anzeichen für ein Ende der Rezession.

   So verweist Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil darauf, dass der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im Januar erneut kräftig gestiegen ist und mit 47,9 wieder ein Niveau erreicht, dass in der Vergangenheit mit einem moderaten Wirtschaftswachstum einherging. Auch der Index für den Dienstleistungssektor deutete mit 48,6 zumindest eine Stabilisierung der Wirtschaft an. "Wir erwarten, dass die Euro-Wirtschaft im ersten Vierteljahr erstmals seit sechs Quartalen wieder leicht wachsen wird", sagte Weil.

   Das Konjunkturgefälle im Euroraum dürfte sich im laufenden Jahr aber weiter vergrößern. Weil geht davon aus, dass die so genannten Kernländer schon zu Jahresbeginn wieder in die Wachstumsspur zurückgefunden haben. Dagegen werde sich die Wirtschaft in den meisten südlichen Peripherieländern wohl erst im Herbst stabilisieren, meint er.

   Schon Ende 2012 war die Spaltung beträchtlich. Zwar sank auch das deutsche BIP um 0,6 Prozent, doch ging es in Italien um 0,9 Prozent nach unten, in Spanien um 0,7 Prozent und in Portugal sogar um 1,8 Prozent. Außerdem hat der Output in diesen Ländern immer noch nicht wieder sein Vorkrisenniveau erreicht.

   Howard Archer, Ökonom bei IHS Global Insight, erwartet, dass das BIP in der ersten Hälfte des laufenden Jahres aufhören wird zu schrumpfen. Als Wachstumsstütze sieht er vor allem Deutschland und, mit Abstrichen, Frankreich. "Die Hoffnung für die Eurozone besteht darin, dass ein weiteres Abebben der Staatsschuldenkrise und allgemein verbesserte Finanzmarktbedingungen die Unsicherheit verringern und Verbrauchervertrauen und Geschäftsklima heben", sagte er.

   Die Volkswirte der NordLB sehen für die Länder der Euro-Peripherie weiterhin kein Ende der Probleme. "Die Anpassungserfordernisse bleiben hoch und ein Durchbrechen des Teufelskreises aus strikten Konsolidierungsmaßnahmen und zusätzlicher Dämpfung der Wirtschaftsleistung ist noch nicht absehbar", stellen sie fest. Für den Süden Europas bleibe der Weg hin zu einer Erholung steinig.

   Auch für Frankreich, dessen Wirtschaft im vierten Quartal um 0,3 Prozent schrumpfte, hat der BIP-Rückgang voraussichtlich unangenehme Folgen: Um ihr Haushaltsziel für 2013 - eine Neuverschuldung von unter 3 Prozent der Wirtschaftsleistung - erreichen zu können, muss die Regierung die Einnahmen erhöhen oder die Ausgaben senken. Die Alternative - ein Hinausschieben der Ziele - könnte zu massivem Streit mit Deutschland führen.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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