04.01.2016 17:07:45

UPDATE/Etihad-CEO wirft Regierung im Codeshare-Streit Regeländerung vor

   --Etihad will in höherer Instanz um Air-Berlin-Codeshares kämpfen

   --Air Berlin schließt sich Beschwerde gegen Spruch des Braunschweiger Verwaltungsgerichts an

   --Chefs von Etihad und Air Berlin greifen Lufthansa an

   --Lufthansa begrüßt Einhaltung von Regeln, kommentiert Urteil aber nicht

   (NEU: Weitere Stellungnahmen)

   Von Archibald Preuschat

   FRANKFURT (Dow Jones)--Air-Berlin-Großaktionär Etihad verschärft im Codeshare-Streit mit den deutschen Behörden den Ton. "Jetzt, nachdem wir vier Jahre lang in Deutschland investiert, die Arbeitsplätze bei Air Berlin unterstützt und eigene, neue Stellen in Deutschland geschaffen haben, erfahren wir, dass sich die Regeln geändert haben", sagte Etihad-CEO James Hogan in einer am Montag veröffentlichten Mitteilung.

   Hintergrund ist eine Entscheidung des Bundesverkehrsministeriums, Etihad die sogenannte Codeshare-Praxis bei 29 von insgesamt 63 Verbindungen ab Mitte Januar zu untersagen. Die Codeshares haben für Air Berlin den Vorteil, dass Flüge der Gesellschaft besser in Reservierungssystemen gefunden und weltweit vermarktet werden können. Ohne die Regelung blieben viele Sitze womöglich leer.

   Das für die finanziell klamme Air Berlin wichtige Codeshare steht allerdings auf legal wackeligen Beinen. Da Air-Berlin-Großaktionär Etihad keine EU-Airline ist, und zwischen Europa und den Vereinigten Arabischen Emiraten im Gegensatz zu den USA auch kein sogenanntes Open-Sky-Abkommen gilt, unterliegen die Codeshare-Flüge dem bilateralen Luftverkehrsabkommen zwischen den Emiraten und Deutschland. So lehnte das Verwaltungsgericht Braunschweig in der vergangenen Woche auch ab, die Codeshares zumindest bis zum Ende des Winterflugplans zu genehmigen. Das Gericht kam zu dem Ergebnis, dass die umstrittenen Flugstrecken von den zwischenstaatlichen Vereinbarungen nicht erfasst und somit die Voraussetzungen der erforderlichen Betriebsgenehmigung nicht erfüllt sind.

   Gegen die Entscheidung hat Etihad heute "weitere rechtliche Schritte" eingeleitet. Die Braunschweiger Richter hatten eine Beschwerde beim Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht in Lüneburg zugelassen. Air Berlin teilte am Montagnachmittag mit, sich der Berufungsklage des Großaktionärs anzuschließen.

   Für Air Berlin ist die Fortführung der Gemeinschaftsflüge überlebenswichtig. Das Unternehmen hat mehrfach davor gewarnt, dass bei einem Wegfall schwerwiegende Konsequenzen drohten. Für Air Berlin hängt eigenen Angaben zufolge an den in Frage stehenden Codeshare-Verbindungen mit Etihad ein Umsatz von 140 Millionen Euro pro Jahr. Ein Betrag, der laut Insidern fast vollständig auch ins Betriebsergebnis fließt, da durch das Codeshare mehr Tickets verkauft werden.

   "Als globales Unternehmen fokussieren wir unsere Investitionen auf Märkte, die uns langfristige Renditen bieten. Wir wurden ermutigt, in Air Berlin zu investieren. Seit der anfänglichen Investition mussten wir uns jedoch mit zahlreichen großen Herausforderungen beschäftigen, einschließlich der Einführung der Flughafengebühren, die die Rentabilität von Air Berlin unmittelbar beeinträchtigt haben", so Hogan. In anderen Märkten wie Australien, Indien, Italien, Serbien oder auf den Seychellen seien die Investitionen begrüßt und unterstützt worden. In Deutschland werde das Engagement jedoch weiterhin durch die Lobbyanstrengungen und den Protektionismus der Lufthansa, der nationalen Airline, untergraben, so Hogan.

   Etihad hält 29,2 Prozent an Air Berlin und hat Deutschlands zweitgrößter Airline in der Vergangenheit mehrfach durch Kredite und andere Maßnahmen finanziell unter die Arme gegriffen.

   "Etihad ist nur ein Investor in einer Branche. Unsere Erfahrungen werden jedoch eine Warnung für alle anderen sein, wenn sie internationale Investment-Entscheidungen treffen werden", sagte der Etihad-CEO an die Adresse der Bundesregierung.

   Die Entscheidung des Gerichts sei "nicht im Interesse der Reisenden" und begünstige "vor allem Lufthansa", so Air-Berlin-CEO Stefan Pichler. Ein Lufthansa-Sprecher in Berlin wollte das Gerichtsurteil zwar nicht kommentieren, sagte aber: "Grundsätzlich begrüßt Lufthansa die Einhaltung von Regeln, und genau dies ist bislang nicht geschehen."

   Air Berlin fliegt von verschiedenen deutschen Städten mindestens einmal täglich nach Abu Dhabi. Tatsächlich haben die meisten Passagiere aber gar nicht Abu Dhabi zum Ziel, sondern steigen dort in Etihad-Jets nach Asien oder Australien um. Umgekehrt steigen Passagiere aus Asien oder Australien in Abu Dhabi in eine Air-Berlin-Maschine und steigen in Deutschland teilweise nochmals zu weiteren Zielen um. Laut dem Luftverkehrsabkommen soll aber nur der tatsächliche Reisebedarf zwischen beiden Ländern bedient werden.

   Das Luftverkehrsabkommen sieht vor, dass Airlines aus den Arabischen Emiraten, also Etihad und auch Emirates, in Deutschland vier Flughäfen ansteuern dürfen: Neben Frankfurt und München sind das Düsseldorf und Hamburg. Air Berlin bedient das Etihad-Drehkreuz Abu Dhabi auch von Berlin und Stuttgart aus.

   Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com

   DJG/apr/mgo

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   January 04, 2016 10:37 ET (15:37 GMT)

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