04.01.2016 16:20:49

UPDATE/Deutsche Preisdaten deuten auf Euroraum-Inflationsrückgang

   --Deutsche Verbraucherpreisinflation sinkt im Dezember unerwartet

   --Ökonomen hatten höhere Teuerung prognostiziert

   --Auch Euroraum-Inflation könnte im Dezember gesunken sein

   (NEU: Reaktionen von Bankvolkswirten, Hintergrund)

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT (Dow Jones)--Der Inflationsdruck in Deutschland hat im Dezember entgegen den Erwartungen abgenommen. Zusammen mit einer ebenfalls enttäuschenden Preisentwicklung in Spanien deutet das darauf hin, dass auch die Inflation im gesamten Euroraum schwächer als erwartet gewesen ist. Der Europäischen Zentralbank (EZB), die mittelfristig für knapp 2 Prozent Inflation sorgen soll, kann das nicht recht sein.

   Die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflation ist im Dezember unerwartet von 0,3 auf 0,2 Prozent gesunken. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten dagegen einen Anstieg auf 0,4 Prozent Teuerung prognostiziert. Für die EZB, die ein Überschwappen der niedrigen Inflation auf die Inflationserwartungen befürchtet, ist das die zweite schlechte Nachricht von der Preisfront innerhalb weniger Tage. In Spanien stieg die Inflationsrate lediglich von minus 0,4 auf minus 0,1 Prozent. Erwartet worden waren plus 0,1 Prozent.

   Nach Daten des Statistischen Bundesamts resultierte der niedrigere Inflationsdruck in Deutschland vor allem aus einem geringeren Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln. Die Teuerungsrate ging hier auf 1,4 von zuvor 2,3 Prozent zurück. Die Wohnungsmieten stiegen nur noch mit einer Jahresrate von 1,0 (zuvor: 1,1) Prozent. Dagegen blieb die Teuerung bei Waren und Dienstleistungen unverändert bei minus 0,6 und plus 1,2 Prozent. Die Energiepreise lagen um 6,5 (7,5) Prozent unter Vorjahresniveau.

   Volkswirte vermuten aber auch vorgezogene Rabatte im Textileinzelhandel wegen der milden Witterung. "Nach unserer Schätzung auf Basis der Länderergebnisse sind die Preise für Bekleidung und Schuhe im Dezember um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen", sagte Commerzbank-Volkswirt Marco Wagner. Er rechnet damit, dass die Kernteuerungsrate im Dezember auf 1,1 (1,3) Prozent zurückgegangen ist.

   Wagner sieht für seine Euroraum-Inflationsprognose von 0,3 Prozent Abwärtsrisiken. Eurostat wird die Daten am Dienstag um 11.00 Uhr veröffentlichen. Barclays-Volkswirt Fabio Fois, dessen Prognose gleichfalls auf 0,3 Prozent Inflation lautet, sieht sogar "sehr starke Abwärtsrisiken". Auch die von Dow Jones Newswires befragten Ökonomen prognostizieren einen Anstieg der Eurozone-Inflation von 0,2 auf 0,3 Prozent.

   Die EZB strebt mittelfristig knapp 2 Prozent Inflation an. Ihr dürfte der sich abzeichnende Inflationsrückgang nicht passen. Erst Anfang Dezember hatte der EZB-Rat eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik beschlossen - gegen ungewöhnlich starken Widerstand, unter anderem von deutscher Seite.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

   DJG/hab/sha

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   January 04, 2016 09:47 ET (14:47 GMT)

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