06.03.2014 14:45:32

UPDATE 2: Deutsche Telekom pumpt Geld ins US-Geschäft

   -- Deutsche Telekom steigert Umsatz und operatives Ergebnis im 4. Quartal

   -- Telekom will mehr in den USA investieren und kappt Free-Cashflow-Ziel für 2015

   -- 2014 soll das operative Ergebnis stabil bleiben und der Umsatz leicht zulegen

   -- Position von T-Mobile US ist auch "stand-alone" gut

   (NEU: Aussagen aus der Bilanzpressekonferenz)

   Von Archibald Preuschat

   Die Deutsche Telekom wächst, getragen von einem starken US-Geschäft. Doch das hat seinen Preis. Von seinem Ziel, 2015 einen freien Cashflow von 6 Milliarden Euro zu erzielen, musste sich der DAX-Konzern erst einmal verabschiedet. Die T-Aktie gab am frühen Nachmittag rund 4 Prozent nach.

   "Wir könnten unser ursprüngliches Ambitionsniveau für 2015 von rund 6 Milliarden Euro erreichen, wenn wir dem Kundenansturm in den USA die Tür vor der Nase zuschlagen", sagte Finanzchef Thomas Dannenfeldt. "Das wollen wir aber nicht."

   Dannenfeldt widersprach aber energisch, dass die Telekom damit die sprichwörtliche Braut hübsch machen will für einen möglichen Verkauf: Auf T-Mobile US, die Nr. 4 unter den amerikanischen Mobilfunkern, hat Sprint, die dortige Nr. 3, mit ihrem Großaktionär Softbank ein Auge geworfen. Es ist aber völlig unklar, ob eine solche Transaktion von den Kartellwächtern abgesegnet werden würde. Vor einigen Jahren scheiterte ein Verkauf der Telekom-Tochter an AT&T am Widerstand der Behörden.

   In den USA stehe T-Mobile US auch alleine gut da, sagte der neue Telekom-Chef Timotheus Höttges. Einer Marktkonsolidierung stehe man aber perspektivisch positiv gegenüber. Herbeireden wolle man sie nicht, ausschließen ebenso wenig.

   Der ehemalige Monopolist steht gemessen am europäischen Wettbewerb recht gut da. Allein im Schlussquartal legte der Umsatz um 6,5 Prozent auf 15,67 Milliarden Euro zu. Das ist nicht zuletzt der Fusion von T-Mobile USA mit MetroPCS geschuldet, doch auch organisch lag das Umsatzwachstum immer noch bei 2,8 Prozent. Die viel beachtete Kennzahl, das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen verbesserte sich um 1,3 Prozent auf 4,06 Milliarden Euro.

   Wachstumslokomotive für die Deutsche Telekom bleibt T-Mobile US, die aus der Verschmelzung von T-Mobile USA und MetroPCS im vergangenen Mai entstanden ist. Die daraus hervorgegangene T-Mobile US hat allein zwischen Oktober und Dezember 1,65 Millionen Kunden dazu gewonnen und zählt jetzt 46,7 Millionen.

   Allerdings stiegen die Kosten für die Gewinnung der 981.000 Kunden unter eigener Marke auch um 40 Prozent, wie bereits in der vergangenen Woche mitgeteilt wurde. In der Konsequenz war der Nettoverlust von T-Mobile US mit 20 Millionen US-Dollar zweieinhalb mal so hoch wie im Vorjahr.

   Die Telekom konsolidiert T-Mobile US vollständig, allerdings kommen Währungseffekte und unterschiedliche Rechnungsstandards zum Tragen. In der Euro-Bilanz der Telekom verzeichnet das US-Geschäft im vierten Quartal ein Umsatzplus von 34 Prozent auf 5,08 Milliarden Euro, während das bereinigte EBITDA um 21 Prozent auf 974 Millionen Euro zulegte.

   Dieses Momentum möchte die Telekom nicht abwürgen. Sie will weiter in den US-Markt investieren, in Netze und Kunden. Hinzu kommt die Restrukturierung bei der Großkundensparte T-Systems in diesem und im nächsten Jahr, die noch nicht auf dem Zettel stand, als die Telekom im Dezember 2012 ihr Free-Cashflow-Ziel für 2015 von 6 Milliarden Euro ausgab. Außerdem gibt es einen Finanzeffekt: Durch den Verkauf von T-Mobile-US-Anleihen fließen weniger Zinsen.

   Auf 4,2 Milliarden Euro soll der Free Cashflow im laufenden Jahr zurückgehen, von 4,6 Milliarden Euro 2013, und 2015 wieder "leicht ansteigen". Dannenfeldt bestätigte auch die Absicht, für das abgelaufene und das kommende Jahr eine Dividende von 0,50 Euro je Aktie auszuschütten, wobei auch wieder auf Wunsch eine Sachdividende ausgegeben werden soll. Eine Aussage zur Dividende des Geschäftsjahres 2015 lehnte der Finanzvorstand am Donnerstag aber ab.

   Immerhin stabil sieht die Telekom ihr bereinigtes EBITDA: 17,6 Milliarden Euro sind das Ziel im laufenden Jahr. 2015 soll das bereinigte EBITDA dann weiter steigen. Für 2013 wurden 17,4 Milliarden Euro ausgewiesen, unter Berücksichtigung eines veränderten Konsolidierungskreises lag es aber schon im Vorjahr bei 17,6 Milliarden Euro. Auch beim Umsatz soll es 2014 und 2015 bergauf gehen.

   Recht wacker schlug sich die Telekom in ihrem Heimatmarkt. Der Umsatz im Schlussquartal ging um 1,7 Prozent auf 5,63 Milliarden Euro zurück, das bereinigte EBITDA sank um 2,3 Prozent auf 2,03 Milliarden. Auf Gesamtjahressicht ergeben sich Rückgänge in einer ähnlichen Größenordnung. Insbesondere im deutschen Mobilfunkmarkt schlug sich die Telekom aber besser als die Wettbewerber. Der Umsatz mit mobilen Diensten, also ohne den Geräteverkauf, sank im Dezemberquartal nur um 1,8 Prozent. Hier hatten die Wettbewerber Vodafone (minus 8 Prozent), Telefonica Deutschland (minus 6,3 Prozent) und E-Plus (minus 2,9 Prozent) deutlich schlechter abgeschnitten.

   Wermutstropfen im Deutschland-Geschäft ist allerdings der Bereich Breitband-Internet. Hier schaffte es die Telekom nicht, vom Marktwachstum zu profitieren, das blieb im Wesentlichen den Kabelnetzbetreibern vorbehalten.

   Ein bisschen besser als noch in den Vorquartalen lief es für die Telekom im Europa-Geschäft: Das mobile Internet und der Geschäftskundenbereich bremsten den Rückgang. Er betrug beim Umsatz im Schlussquartal noch 3,3 Prozent und beim bereinigten EBITDA 3,7 Prozent. Organisch, also bereinigt um den Verkauf des Bulgarien-Geschäfts und Währungseffekte, legte der Umsatz sogar leicht um 0,4 Prozent zu.

   Höttges nannte die Telekom "das europäischste aller Telekommunikationsunternehmen". Mit einem pan-europäischen sogenannten All-IP-Netz, das die Grenzen zwischen Festnetz und Mobilfunk aufhebt, will die Telekom künftige Umsätze generieren. Durch die Zusammenarbeit mit Partnern mag sich das Unternehmen auch nicht auf einen "reinen Netzbetreiber" reduzieren lassen, der anderen Unternehmen, wie zum Beispiel Google, die Kundenbeziehungen überlässt, wie Höttges bei der Präsentation seiner Zukunftsvisionen für die Telekom sagte.

   Für die Computermesse CeBIT, die am kommenden Montag in Hannover beginnt, kündigte er eine Mittelstandsinitiative an, die bis 2018 etwa 600 Millionen Euro mehr an Umsatz bringen soll. Höttges bekannte sich auch zur Sparte T-Systems, die einen Restrukturierungsprozess durchmacht. Geschäftskunden seien wichtig, um die Netze auch auszulasten, sagte er.

   Im abgelaufenen Quartal verbuchte T-Systems bei Umsatz und bereinigtem EBITDA Rückgänge. Auch brach der Auftragseingang um rund ein Drittel ein, nachdem im Vorjahreszeitraum einige mehrjährige Großaufträge an Land gezogen werden konnten, denen im abgelaufenen Quartal nichts Vergleichbares gegenüber stand.

   Insgesamt schrieb die Deutsche Telekom im Schlussquartal zwar rote Zahlen. Der Nettoverlust betrug 752 Millionen Euro nach einem Gewinn von 641 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, doch der Vergleich hinkt. Wertberichtigungen, hauptsächlich für T-Mobile Austria, belasteten mit 600 Millionen Euro, während ein Jahr zuvor eine knappe Milliarde Euro Gewinn aus dem Verkauf von Sendemasten in den USA verbucht wurde.

   Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com

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   March 06, 2014 08:14 ET (13:14 GMT)

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