05.12.2014 19:37:58
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Südwest Presse: KOMMENTAR zu SÜDWEST-CDU Ausgabe vom 06.12.2014
Ausgabe vom 06.12.2014KOMMENTAR
Der schwarze Kretschmann
Guido Wolf also soll die Südwest-CDU zurück an die Macht führen. Die Basis hat sich für den Mann entschieden, der bei seinen Auftritten auf viele Mitglieder authentischer, schlagfertiger, sympathischer und auch ein Stück weit konservativer gewirkt hat als sein Kontrahent Thomas Strobl. Der 53-Jährige hat sich den Seinen als eine Art Mischung der zwei konträren CDU-Ikonen Lothar Späth und Erwin Teufel empfohlen, als Mix aus visionärem Cleverle und schwäbischem Landesvater. Das ist ein hoher Anspruch, den Wolf noch unterfüttern muss. Die Mitglieder haben ihm einen Vertrauensvorschuss gegeben, weil sie in ihm eine schwarze Variante des populären grünen Regierungschefs Winfried Kretschmann sehen: präsidial, verbindlich, provinziell im besten Sinne. Die Strategie, den Gegner mit seinen eigenen Waffen schlagen zu wollen, ist indes nicht ohne Gefahr. Oft glänzt das Original im Vergleich mit einer Kopie ja besonders. Für die CDU wird es nun darauf ankommen, ob der gestern vielfach beschworene Zusammenhalt mehr ist als eine Worthülse. Denn gegen Kretschmann und dessen grün-rote Koalition können die Christdemokraten nur mit Geschlossenheit reüssieren. Noch ist offen, ob Strobl den Landes- oder Peter Hauk den Fraktionsvorsitz für Wolf freimacht, und zu welchem Preis. Mindestens einer wird weichen müssen, damit der Spitzenkandidat eine Plattform zur Profilierung hat. Strobl hat sich gestern als fairer Verlierer gezeigt. Die CDU wird ihm das mit Unterstützung bei der Wiederwahl zum CDU-Bundesvize danken - auch, um ihn so endgültig ins ferne Berlin wegzuloben. Dabei hat Strobl als Landeschef der CDU nach dem Mappus-Debakel eine Revolution von oben gestartet: mehr Basisdemokratie, weniger Autoritätsgläubigkeit. Dem Modernisierungskurs ist er nun, Ironie der Geschichte, selbst zum Opfer gefallen: Ihrem Oberfunktionär ist die oft als obrigkeitsgläubig geziehene CDU-Mitgliedschaft nun nicht gefolgt. Das Desaster für den Noch-Landeschef hat auch damit zu tun, dass die CDU nicht die Mitmach-Partei ist, die er ausgerufen hat. Die Beteiligung am Mitgliederentscheid liegt nur knapp über der Peinlichkeitsgrenze - und klar unter dem Wert, der Strobl zum Sieg verholfen hätte. Denn der alerte Politprofi hatte mit TV-Auftritten und Bunte-Geschichten auf das eher politikferne Sofa-Publikum gezielt, das sich aber gar nicht erst zur Stimmabgabe aufgerafft hat. Wolf hat also noch einen weiten Weg vor sich. Und mit Kretschmann einen weit härteren Kontrahenten.
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Pressekontakt: Südwest Presse Ulrike Sosalla Telefon: 0731/156218

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