21.03.2017 21:17:56

Südwest Presse: Kommentar zu Skandalen in der Bundeswehr

Ulm (ots) - Die Frage, ob der Soldatenberuf ein Job ist wie jeder andere, ist oft und kontrovers diskutiert worden. Sicher ist zumindest: Es handelt sich um eine geschlossene Gesellschaft, deren Mitglieder obendrein besonderen Gefahren ausgesetzt sind - was die Neigung erhöht, Neuankömmlingen den Beweis abzuverlangen, wirklich dazugehören zu wollen. Davon legen die fragwürdigen Praktiken, die in solcher Zahl ans Licht kommen, dass es kaum möglich ist, sie als bedauerliche Einzelfälle oder individuelles Führungsversagen schönzureden, Zeugnis ab. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, deren Hauptanliegen darin besteht, die Truppe als attraktiven und familienfreundlichen Arbeitgeber zu positionieren, kommt das naturgemäß ungelegen, so dass es verständlich ist, dass sie in Deckung geht. Von der Leyens schöne neue Bundeswehr ist eine Illusion. Fast jeder, der - egal, wann - gedient hat, weiß von Dingen zu berichten, die er lieber nicht erlebt hätte. Fragwürdige Rituale und Belästigungen aller Art sind ein Teil davon und keineswegs auf die Bundeswehr beschränkt. In der Enge einer Kaserne und der gegenseitigen persönlichen Abhängigkeit sind sie freilich weit schwerer zu ahnden als im Zivilleben. Die hilflosen Beteuerungen, hart durchzugreifen, machen die Sache nur noch schlimmer. Denn Hand aufs Herz: Jene, die sich trauen, zu reden und sich beschweren, sind weder Hasenfüße noch Nestbeschmutzer, sondern Soldaten, die ihre Rechte und das Bild des Staatsbürgers in Uniform ernst nehmen. In der Praxis werden sie - zu ihrem eigenen Schutz - versetzt und nicht die Täter. Das ist der eigentliche Skandal.

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Pressekontakt: Südwest Presse Ulrike Sosalla Telefon: 0731/156218

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