13.09.2020 14:30:38

Strengreligiöser Minister Israels tritt wegen Corona-Lockdowns zurück

TEL AVIV (dpa-AFX) - Angesichts eines geplanten Corona-Lockdowns während der jüdischen Feiertage ist ein strengreligiöser israelischer Minister am Sonntag zurückgetreten. Wohnungsminister Jakov Litzman von der Partei Vereinigtes Tora-Judentum erklärte seinen Rücktritt kurz vor einer Regierungssitzung. Dort sollte über neue Sperrmaßnahmen entschieden werden. Der ehemalige Gesundheitsminister Litzman ist ein wichtiger Koalitionspartner des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

Die Anzahl der Neuinfektionen in Israel ist zuletzt dramatisch gestiegen. An vier Tagen in Folge wurden in der abgelaufenen Woche jeweils Rekordwerte verzeichnet. Das Gesundheitsministerium teilte am Sonntag mit, am Vortag seien 2651 neue Fälle registriert worden. Dies ist eine vergleichsweise hohe Zahl für den jüdischen Ruhetag, an dem stets weniger getestet wird. Die Zahl der Fälle seit Beginn der Pandemie hat inzwischen 150 000 überschritten, 1103 Menschen sind nach einer Infektion gestorben.

Am Donnerstag hatte Israels Corona-Kabinett erneut striktere Ausgangsbeschränkungen beschlossen. Der Drei-Phasen-Plan muss noch von der Regierung gebilligt werden. Die Entscheidung des Corona-Kabinetts sieht zunächst zweiwöchige landesweite Ausgangsbeschränkungen vor.

Die Menschen dürfen sich demnach von Freitagmorgen an nicht weiter als 500 Meter von ihrem Zuhause entfernen. Am Freitagabend beginnt das jüdische Neujahrsfest. Schule und Kindergärten sollen in der ersten Phase geschlossen werden, ebenso wie Restaurants und Geschäfte. Gebete sollen nur sehr eingeschränkt erlaubt werden.

In einer zweiten Phase sollen die Beschränkungen etwas gelockert werden, anschließend ist eine Rückkehr zu den bisher geltenden Beschränkungen geplant, falls die Infektionszahlen wie erhofft sinken.

Am Samstagabend kam es in Jerusalem und anderen Orten wieder zu Demonstrationen gegen Netanjahu und neue Corona-Beschränkungen. Die Corona-Krise hat der Wirtschaft des Landes bereits schwer zugesetzt. Die Arbeitslosigkeit lag im Sommer bei mehr als 20 Prozent./le/DP/fba

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