06.05.2013 15:45:00
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Stichwort - Die Österreichische Bundesfinanzagentur ÖBFA
In den 20 Jahren seit der Gründung hat sich das von der ÖBFA verwaltete Finanzschuldportfolio von rund 1.100 Mrd. Schilling (rund 79,9 Mrd. Euro) per Anfang 1993 auf 195,2 Mrd. Euro (per Ende April 2013) mehr als verdoppelt. Das Volumen der Geschäftsfälle hat sich seit damals sogar vervierfacht. Zudem hat die ÖBFA zusätzliche Aufgaben übernommen, wie zum Beispiel die Rechtsträger- und Länderfinanzierung (1997 bzw. 2000), bundesschatz.at (2002), Investor Relations für die Republik Österreich (2009) oder die Versteigerung von Treibhaus-Emissionszertifikaten (2012).
Ihre Krisenfestigkeit hat die ÖBFA in den schwierigen Zeiten dieser zwei Jahrzehnte mehrmals bewiesen: So bekam Österreich im Jahr 2000 die Auswirkungen der EU-Sanktionen durch verteuerte Refinanzierungskosten zu spüren, und die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) warnte im Februar 2000, dass "die Spannungen ein Faktor für das Rating" seien. Negative Folgen konnten aber hintan gehalten werden. Im September 2008 war Österreich mit der überraschenden Insolvenz von Lehman Brothers konfrontiert. Dank des raschen Vorgehens der ÖBFA gelang es jedoch, Ersatzgeschäfte für die Positionen der Republik mit Lehman abzuschließen und somit Schaden von Österreich abzuwenden.
Ein wichtiger Schritt war 2002 auch die Einführung von bundesschatz.at. Dieses auf Privatanleger ausgerichtete Online-Sparprodukt ermöglicht Sparern, ihr Guthaben ab 100 Euro spesenfrei und direkt in österreichische Staatstitel zu investieren. Österreich war damals der erste Staat Europas, der einen Online-Vertriebsweg mit Straight-Through-Processing (STP) implementierte.
Im Jahr 2009 geriet die ÖBFA mit Spekulationsgeschäften selbst in die Kritik, nachdem sie 2007 einen Teil ihrer Gelder in diverse Zweckgesellschaften auf den Cayman-Inseln investiert hatte. Durch die Bereinigung der Risikopapiere (Asset Backed Commercial Papers) entstand ein Verlust von 296 Mio. Euro.
Die Politik reagierte auf die Fehlspekulationen mit einem Maßnahmenbündel, wie dem Aus für Einzelentscheidungen eines Vorstandes bzw. der Einführung des Vier-Augen-Prinzips und dem Verbot von Geschäften mit Gesellschaften in Offshore-Zentren. Gleichzeitig wurden Treasury- und Risikomanagement organisatorisch und räumlich getrennt, neue Grenzen für die Kassenhaltung eingeführt und generell die Risikomanagement-Richtlinien erweitert, Weisungsrechte eingeführt und der Rechnungshof als oberstes Kontrollorgan eingesetzt.
Im zwanzigsten Jahr der Geschichte setzte die Finanzagentur mehrere Meilensteine: Zum einen ging 2012 als jenes Jahr ein, in dem erstmals Negativzinsen für kurzfristige Mittelaufnahmen verzeichnet wurden. Der Grund dafür lag in der hohen Nachfrage der Investoren nach den sichersten Geldanlagen. In weiterer Folge sanken die Zinsen weiter, und Mitte Juli 2012 erreichten kurzfristig sogar zweijährige Bundesanleihen eine negative Rendite.
Weiters emittierte die Republik Österreich im Jänner 2012 die erste 50-jährige Bundesanleihe - die bis dato am längsten laufende von der Republik Österreich jemals begebene Bundesanleihe sowie die Staatsanleihe mit der längsten Laufzeit in der gesamten Eurozone. Und nicht zuletzt wurde das Fremdwährungsexposure des Bundes im August 2012 zur Gänze abgebaut.
(Schluss) ggr/cri
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