In Turbulenzen 16.11.2023 17:28:00

SIGNA Prime benötigt offenbar mehrere Milliarden Euro bis Mitte 2024

SIGNA Prime benötigt offenbar mehrere Milliarden Euro bis Mitte 2024

René Benkos wichtigste Immo-Sparte, die SIGNA Prime Selection, versuche nun frisches Geld bei Investoren einzusammeln. Das Unternehmen habe sich in den vergangenen Tagen an Investoren gewandt, um in den kommenden Monaten bis zu 2 Mrd. Euro aufzubringen, berichtet "Bloomberg" unter Verweis auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Für die Dauer der Restrukturierung nehme der deutsche Sanierungsexperte Arndt Geiwitz "eigenverantwortlich die Interessen der Familie Benko Privatstiftung wahr", so ein SIGNA-Sprecher am Donnerstag auf APA-Anfrage um eine Stellungnahme. Wie lange diese Restrukturierung dauere, lasse sich heute nicht abschätzen. "Wichtig ist: der Prozess benötigt Ruhe und Fokussierung."

Unter der Führung von Geiwitz seien auch in Zusammenarbeit mit dem neuen CRO (Chief Restructuring Officer) Ralf Schmitz "zahlreiche organisatorische, strukturelle und personelle Prozesse in Gang gesetzt worden, die dazu dienen, die Signa-Gruppe zu stützen und nachhaltig sowie auf Dauer zu stabilisieren". Dies umfasse sowohl den Immobilien- als auch den Handelsbereich.

"Diese bisher laufenden, sehr verantwortungsvoll geführten, Gespräche mit Stakeholdern stimmen uns zuversichtlich, gute Lösungen zu finden", bestätigte der Sprecher die laufenden Verhandlungen.

Die Signa-Gruppe beauftragte vergangene Woche den deutschen Sanierungsexperten Geiwitz damit, den Konzern zu restrukturieren. Geiwitz, der mit dem Immobilienkonzern auch bereits in der Vergangenheit zu tun hatte, will laut Finanznachrichtenagentur "Bloomberg" bis Ende November einen ersten Plan vorlegen.

Die Sparte SIGNA Prime, der die prominentesten Projekte vom Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe über Selfridges in London und das Hotel Bauer in Venedig bis hin zum Hamburger Bauprojekt Elbtower gehören, habe potenziellen Investoren mitgeteilt, dass sie allein heuer 500 Mio. Euro benötige, um ihren Verpflichtungen nachzukommen, heißt es "Bloomberg" zufolge bei Insidern, die in die Gespräche involviert sind und nicht namentlich genannt werden wollen. Im ersten Halbjahr 2024 würden weitere 1,5 Mrd. Euro benötigt.

Einige der angesprochenen Investoren hätten bereits abgelehnt, sei weiters zu hören. Andere hingegen befänden sich noch in der Anfangsphase und prüften die Anfrage derzeit.

"Bloomberg" listet die größeren Brocken der Fälligkeiten unter Verweis auf den Geschäftsbericht im Detail auf: Eine privat platzierte Anleihe der SIGNA Prime im Umfang von 200 Mio. Euro werde bis 30. November fällig. Partizipationsscheine im Nennwert von 130 Mio. Euro laufen den Angaben zufolge am 31. Dezember aus. "Darüber hinaus dürfte das Unternehmen Verpflichtungen aus Projektkrediten und Bauleistungen haben."

Steigende Zinsen und sinkende Immobilienbewertungen haben zu Liquiditätsengpässen bei SIGNA geführt. Auf mehreren Baustellen ruht die Arbeit. Verschiedene Teile der SIGNA-Gruppe haben bereits im Laufe des Jahres Liegenschaften, Unternehmensanteile und Geschäftsbereiche verkauft.

Zuletzt fuhr SIGNA etwa bereits die Beteiligung an der britischen Luxuskaufhauskette Selfridges zurück. Der thailändische Co-Eigentümer Central Group soll nun Mehrheitseigentümer sein und die Kontrolle über die Handelskette übernommen haben, wie Reuters am Mittwoch berichtet hatte. SIGNA verringert die Selfridges-Beteiligung auf 45 Prozent, wie eine mit der Angelegenheit vertraute Person der APA bestätigte. "Mit diesem Schritt festigt die Central Group ihre Position als Eigentümerin und Betreiberin der größten europäischen Luxuskaufhausgruppe", schrieb die Central Group auf der Plattform LinkedIn. SIGNA und die Central Group hatten Selfridges im August 2022 übernommen, der Kaufpreis wurde damals laut dpa-Informationen mit 4 Mrd. Euro beziffert.

Im Rahmen der Sanierung könnte SIGNA dem Vernehmen nach auch versuchen, ein Schuldenmoratorium bis Ende Jänner 2024 auszuhandeln. Zu den SIGNA-Investoren gehören unter anderem einige der reichsten Familien Europas, Versicherer und Banken.

kre/bel

APA

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Bildquelle: Sebastian Widmann/Getty Images

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