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17.07.2015 22:12:38

Schwäbische Zeitung: "Nicht der letzte Versuch" - Leitartikel zu Schäuble und weiteren Hilfspaketen für Griechenland

Ravensburg (ots) - Es bröckelt. Ein drittes Hilfspaket für Griechenland wird noch weniger Zustimmung erhalten als das zweite, und das ist verständlich. Wie sollte auch die Hoffnung auf ein gutes Ende wachsen, wenn Wolfgang Schäuble sich für eine Lösung stark machen muss, die er selbst nur für die zweitbeste hält? Wenn Griechenlands Ministerpräsident Tsipras zwar zustimmt, aber am Erfolg jetzt schon zweifelt?

Ausgerechnet die Linken sind gegen weitere Griechenland-Hilfen, weil sie angeblich nur den Banken hilft. Doch wie, wenn nicht über Banken die Griechen ihr Geld bekommen sollen, ist nicht klar. Der Vorwurf, Deutschland wolle Griechenland demütigen, ist zu abwegig, um überhaupt ernst genommen zu werden. Deutschland haftet wie kein anderes Land. Und ein Ende der Hilfe ist nicht in Sicht.

Vor diesem Hintergrund muss die Kanzlerin ernsthaft um ihren Rückhalt in der Fraktion fürchten. Wolfgang Schäuble gilt der Unionsfraktion zwar als Garant, dass die Verhandlungen vernünftig geführt werden, doch auch das ändert nichts daran, dass der deutsche Steuerzahler mehr und mehr in Haftung genommen wird.

Es ist aber nicht nur ein politischer Preis, der da für Frieden und Freiheit in Europa entrichtet wird. Es ist - gerade aus deutscher Sicht - auch ein Preis für weiteren wirtschaftlichen Erfolg in der Eurozone. Es ist nicht falsch, diesen Preis zu bezahlen. Aber es ist falsch, dies nicht laut zu sagen, zumal sich viele Deutsche noch gut an die Deutsche Einheit erinnern, die angeblich auch nichts kosten sollte.

Noch falscher wäre es, nicht genau darauf zu achten, dass Griechenland jetzt Strukturen schafft, seine eigenen Steuerzahler endlich mit heranzuziehen und das Rentensystem zu reformieren. Nicht der gute Wille, sondern konkrete Schritte Griechenlands werden in den nächsten Wochen entscheidend sein. Denn die deutschen Abgeordneten müssen ihren Wählern zu Hause Rede und Antwort stehen, wohin ihr Geld geht, warum die Hilfe richtig ist und ob Hoffnung auf Besserung besteht.

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Pressekontakt: Schwäbische Zeitung Redaktion Telefon: 0751/2955 1500 redaktion@schwaebische-zeitung.de

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