Schwäbische Zeitung: Leitartikel - Bleib cool, Europa!

Aus dem Gesprächsmitschnitt geht klar hervor, dass es nicht im offiziellen Rahmen stattfand. Nuland spricht in Umgangssprache, sie plaudert. Und sie sagt dabei ein Wort, das auf Englisch eine andere Bedeutung hat, als es die wörtliche deutsche Übersetzung nahelegt. Es handelt sich vielmehr um einen amerikanischen Allerwelts-Fluch. Das "F-Word" ist das deutsche "Sch"-Wort.

Zum Fluchen über die EU haben die USA in Sachen Ukraine übrigens durchaus Grund. Die Diplomatie Europas in der Ukraine war bisher wenig durchdacht. Erst schaute die EU zu, wie Putin die Ukraine mit einem Milliardenkredit an sich band und fokussierte sich bei der Lösung des Konflikts viel zu lange auf die Freilassung von Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko. Nicht zuletzt wegen dieser falschen Prioritätensetzung konnte der Konflikt eskalieren.

Mittlerweile will man in Brüssel auch den Geldbeutel öffnen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier möchte gleichzeitig aber keinen "Bieterwettbewerb" um die Ukraine. Chaos allerorten. Die EU lässt sich auf ein unwürdiges Wer-bietet-mehr-Rennen mit Putin ein, anstatt einerseits klar und deutlich mit wirkungsvollen Sanktionen für die ukrainische Führung zu drohen und andererseits die Vorzüge europäischer Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu betonen.

Pragmatischen US-Politikern, die gerne mal eine härtere Gangart einschlagen als die zurückhaltenden Europäer, bereiten derartige Eiertänze Verdruss - und der bricht sich mitunter auch verbal Bahn. Frau Nuland goss ihren Frust in das F-Wörtchen. Das macht man nicht. Doch die kindlich-beleidigte Reaktion darauf zeigt vor allem, wie unsicher Europa außenpolitisch noch immer ist.

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