28.12.2014 20:12:58
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Schwäbische Zeitung: Leitartikel "Afghanistan hat uns verändert"
Aus heutiger Sicht: nein! Aber was 2001, nach den Anschlägen vom 11.September noch richtig schien, kann Ende 2014 durchaus falsch sein. Dass phasenweise bis zu 4000 deutsche Soldaten in dem Land am Hindukusch waren, auf Patrouille gingen, Schuldächer reparierten und afghanische Soldaten ausbildeten, war vor allem der Versuch Deutschlands zu zeigen, dass wir nicht abseits stehen, die Drecksarbeit nicht nur den westlichen Verbündeten überlassen.
Doch die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass der Satz von der deutschen Sicherheit, die auch am Hindukusch verteidigt werde, so nicht stimmt. Aus dem Irak zurückkehrende deutsche Dschihadisten, der Krieg in der Ukraine und die russische Anti-Europa-Politik bedrohen die deutsche Sicherheit heute viel stärker als bärtige Islamisten im afghanischen Bergland.
Die Mütter und Väter des Afghanistan-Einsatzes im Deutschen Bundestag haben zu lang daran festgehalten, dass ihre Hilfe willkommen und auch noch wirksam sei. Es dauerte, bis sie es wagten, das Wort Krieg in den Mund nehmen, als die Angriffe der Taliban auch im Norden Afghanistans zunahmen. Eine der wichtigen Lehren ist die, dass auch die Politik schneller Schlüsse ziehen muss aus einer sich ändernden Lage.
In der deutschen Öffentlichkeit war das Engagement unbeliebt, die Soldaten, auch aus Kasernen in Donaueschingen oder Immenstadt, die nach Kundus oder Mazar-i-Sharif zogen, wurden bestenfalls bemitleidet. Ihr Einsatz markiert einen Wandel, denn gut 60 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg sind wieder deutsche Soldaten bei Gefechten gefallen. Neben uns leben traumatisierte Afghanistan-Veteranen, die kaum Verständnis, weder Anerkennung noch Dankbarkeit aus Politik und Gesellschaft zu spüren bekommen.
Dreizehn Jahre Einsatz haben uns in Deutschland viel stärker verändert als das weit entfernte Land namens Afghanistan.
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