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06.03.2016 21:02:38

Schwäbische Zeitung: Europa kann auch Krise - Leitartikel zum EU-Gipfel

Ravensburg (ots) - Dieser Gipfel wird gerne als einer der wichtigsten der letzten Jahre bezeichnet. Doch gemach: Ähnlich wie bei der Finanzkrise oder bei der Rettung Griechenlands verliert man schon mal den Überblick über all die Sondergipfel und Krisensitzungen, die nötig sind, bis es ein Ergebnis gibt. Europa ist eben nicht nur eine große Idee, sondern es bedeutet viel Arbeit mit sehr vielen Gipfeln und Beratungen.

Heute will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die anderen EU Staats- und Regierungschefs in Brüssel davon überzeugen, dass jeder zur Bewältigung der Flüchtlingskrise beizutragen hat. Ziel ist es, den Zuzug von Flüchtlingen zu verringern, die EU-Außengrenzen besser zu schützen und die Türken stärker einzubinden. Dass die Regierung in Ankara kurz vor dem Gipfel noch eine kritische Zeitung quasi dichtgemacht hat, zeigt, dass Präsident Recep Erdogan genauso weiter zu verfahren gedenkt, wie bisher. Europa wird sich aus pragmatischem Kalkül darauf einlassen.

Denn Europa will sich selbst erhalten. Darum auch wird Merkel den Osteuropäern ein weiteres Mal vor Augen führen, was die Europäische Union für sie bedeutet hat und in Zukunft bedeuten kann. Ein Europa der nationalen Antworten auf internationale Krisen ist zum Scheitern verurteilt. Mit geschlossenen Grenzen würde es keinen florierenden Handel geben, in Forschung und Entwicklung würde der Kontinent endgültig den Anschluss an die Weltspitze verlieren.

Europa setzt gerade seine Größe aufs Spiel - weil Einzelne meinen, individuelles Handeln sei besser als eine transnationale Lösung, die alle schützt. Gewiss, die Flüchtlinge stellen Europa vor Probleme. Aber was wäre das für eine europäische Gemeinschaft, wenn der Umstand, dass ein Bürgerkrieg im Nahen Osten Menschen in die Flucht treibt, dazu führt, dass Europa seine Ideale und seine Integrität über Bord wirft! Merkel handelt auch für dieses Europa. Und auch wenn das dieser Tage nicht oft gesagt wird, aber am Ende fast jeder Krise stand Europa immer gefestigter da als zuvor.

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Pressekontakt: Schwäbische Zeitung Redaktion Telefon: 0751/2955 1500 redaktion@schwaebische-zeitung.de

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