02.06.2014 20:13:59
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Schwäbische Zeitung: Ein öffentlicher Strafgefangener - Leitartikel
Ravensburg (ots) - Es gibt keine Extrawurst für Uli Hoeneß. Uli
Hoeneß wird ein Strafgefangener wie jeder andere sein. Verdächtig oft
haben Bayerns Justizbehörden in den vergangenen Monaten solche und
ähnlich klingende Erklärungen abgegeben. Nur: Immer dann, wenn
scheinbar Selbstverständliches betont wird, verliert es den Charakter
der Selbstverständlichkeit. Zudem hat die Justiz ihre Beteuerungen
selber konterkariert: Eine Gefängnisbesichtigung für die Medien vor
Haftantritt des Verurteilten - wann hat es das schon mal gegeben? Es
ist ganz einfach: Dieser 62-Jährige, der jetzt in der
Justizvollzugsanstalt Landsberg einsitzt, ist eben kein
Strafgefangener wie jeder andere. Uli Hoeneß ist ein Sonderfall:
reich, berühmt, erfolgreich, gehasst, verehrt, verspottet,
bemitleidet. Einer, der polarisiert hat und weiter polarisieren wird.
Das öffentliche Interesse an seiner Person wird auch während der
Haftzeit nicht abklingen. Für Hoeneß und seine Familie ist das eher
Fluch als Segen. Und die Gefängnisstrafe wird ihn empfindlicher
treffen als einen Berufsganoven, der mal drin, mal draußen ist.
Deshalb ist es nicht übertrieben zu sagen, dass Uli Hoeneß für ein
schweres Vergehen auch schwer büßen muss. Bei den anderen
Strafzwecken stellt sich der Fall nicht so eindeutig dar. Die
sogenannte Spezialprävention hat zum Ziel, dass die Strafe den
Verurteilten von künftigen Straftaten abhält. Das hätte bei Hoeneß
wohl auch ohne Haft funktioniert. Außerdem soll ein
Gefängnisaufenthalt der Resozialisierung dienen. Auch dafür hätte er
nicht ins Gefängnis gehen müssen. Bleibt der Strafzweck
Generalprävention. Gemeint ist: Die Strafe soll auf potenzielle
andere Täter abschreckend wirken. Und da war schon der Rummel um das
Verfahren gegen den früheren FC-Bayern-Präsidenten ein
durchschlagender Erfolg. Die Finanzämter haben Hunderte Millionen
Euro eingenommen von Steuerbetrügern, die sich selber angezeigt
haben. Jenseits der persönlichen Schuld des Uli Hoeneß bleibt ein
kurioser Befund: Seine Steuersünden haben dem Staat eine Menge Geld
in die Kassen gespült.
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