09.10.2015 22:42:38

Schwäbische Zeitung: Anerkennung für die Mutigen - Kommentar zum Friedensnobelpreis

Ravensburg (ots) - Als vor knapp fünf Jahren im Süden Tunesiens der Arabische Frühling anbrach und Wochen später Diktator Ben Ali aus Tunis vertrieben wurde, waren junge Tunesier die Helden der Welt. Ihr Aufbegehren gegen marode säkulare Diktaturen fand Nachahmer in Ägypten, dann in Libyen, schließlich in Syrien. Aber nur im beliebten Ferienland am Mittelmeer, zwei Flugstunden von Friedrichshafen und Stuttgart, folgte auf den Frühling nicht Chaos, sondern ein demokratischer Aufbruch. Und der wird nun mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt.

Mit dem tunesischen "Quartett für nationalen Dialog" werden die friedensuchenden Kräfte eines Landes geehrt, das sich nach Monaten des Tumultes und der Verunsicherung erst einmal als Zivilgesellschaft erfinden musste. Vergangenes Jahr wurde eine neue Verfassung verabschiedet, es fanden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Wenn aber Islamisten und weltlich orientierte Kräfte um die Vormacht streiten, wenn Terroranschläge wie im Nationalmuseum von Tunis im März oder am Strand von Sousse die Verletzlichkeit eines Landes zeigen, dann fehlt nicht viel zu einem Bürgerkrieg. Diesen verhindert zu haben, ist auch das Verdienst des Quartetts mit Vertretern der Gewerkschaften, der Industrie- und Handelskammer, der Anwaltsvereinigung und der Menschenrechtsliga.

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