22.04.2017 17:24:40

Schäuble bekennt sich bei IWF-Tagung zu offenen Märkten

   Von Andreas Kißler

   WASHINGTON (Dow Jones)--Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat zum Ende der Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank ausdrücklich die Rolle offener Märkte für Wachstum und Wohlstand betont und sich zu einem weiter freien Handel bekannt.

   "Es gibt Anzeichen für einen Anstieg von Protektionismus und protektionistischer Gefühle", betonte Schäuble in seinem Statement vor dem Internationalen Währungs- und Finanzausschuss IMFC, dem obersten Lenkungsgremium des IWF. "Die Uhr der Globalisierung zurückzudrehen, könnte das Wachstum erheblich gefährden", warnte er. Zudem würde es aufstrebende Schwellenländer destabilisieren, von denen einige bereits jetzt unter niedrigen Rohstoffpreisen, volatilen Währungen und schwankenden Kapitalströmen der vergangenen Jahre litten.

   "Als Antwort hierauf bekennt sich Deutschland dazu, die Weltwirtschaft offen zu halten, Protektionismus zu widerstehen und die weltweite Wirtschafts- und Finanzzusammenarbeit auf Kurs zu halten", unterstrich Schäuble. Dazu zählte er ausdrücklich "die weitere Stärkung einer regelbasierten internationalen Ordnung", von denen multilaterale Institutionen und Foren und ihre Prozesse ein wichtiger Teil seien.

Schäuble warnt vor neuen Risikoquellen "Der Handel hat der Weltwirtschaft enorm genutzt", betonte der deutsche Finanzminister. Dadurch seien Millionen aus der Armut gelangt, und es seien Wohlstand und Stabilität geschaffen worden. Allerdings gebe es "offensichtlich eine Notwendigkeit, den Nutzen von Handel und Globalisierung besser zu kommunizieren". Es müsse gewährleistet werden, dass es gleiche Möglichkeiten gebe, von Wirtschaftswachstum und Handel zu profitieren.

   Schäuble unterstrich, zwar könne man inzwischen optimistischer über die weltweiten Wachstumsaussichten sein, jedoch gebe es immer noch Risiken und Grund zur Vorsicht. "Ungeachtet des verbesserten wirtschaftlichen Ausblicks stellen niedrige Zinsen und ein bescheidenes Wachstum in einigen Regionen der Welt ein bedeutendes Risiko für die Finanzstabilität dar", konstatierte er.

   Zugleich seien neue Risikoquellen aufgekommen, so die Möglichkeit zunehmend binnenorientierter Politiken. Unzureichende Reformen oder unerwartete politische Ereignisse könnten "zu einer abrupten Neubewertung" an den Märkten führen, warnte er. Ausdrücklich forderte Schäuble eine koordinierte Umsetzung der vereinbarten Finanzsektorreformen und wandte sich gegen "jegliche hastige und unkoordinierte Rückführung von Regulierung".

Gipfel in Hamburg soll Lösung bringen Schäubles Worte sind eine Antwort auf die Haltung der neuen US-Regierung zu Handels- und Finanzfragen, um die es seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump Streit mit den internationalen Partnern gibt.

   Bei einem Finanzministertreffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) war es Mitte März in Baden-Baden zu einer tief greifenden Kontroverse gekommen, weil die USA ein bisheriges Bekenntnis der Staatengruppe gegen Handelsprotektionismus nicht mehr mittragen wollten. "Wir arbeiten daran, den Beitrag des Handels zu unseren Volkswirtschaften zu stärken", hatten die G20 deshalb lediglich erklärt, anstatt wie bisher zu betonen, sie würden sich "jeder Art von Protektionismus entgegenstellen".

   Nach einem weiteren G20-Treffen am Donnerstag in Washington hat Schäuble, der den Finanzberatungen der Gruppe derzeit vorsitzt, nun aber "gegenüber Baden-Baden eine deutliche Verbesserung" festgestellt und angekündigt, er rechne mit einer "unkonfrontativen Lösung" beim G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg.

   Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Chefs führender internationaler Organisationen hatten jüngst bei einem Treffen in Berlin ebenfalls ein Plädoyer für einen offenen internationalen Handel abgegeben und waren damit Bestrebungen der US-Regierung entgegengetreten, das regelbasierte multilaterale System zu Gunsten bilateraler Abkommen zu unterlaufen.

   Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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   April 22, 2017 10:14 ET (14:14 GMT)

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