09.02.2015 18:00:31

Sackgasse Griechenlands überschattet G20-Treffen

   Von Harriet Torry und Ian Talley

   Unter hochrangigen Finanzvertretern weltweit wächst die Sorge: Der Showdown zwischen der neuen griechischen Regierung und ihren Gläubigern aus der Eurozone könnte Europas Hoffnungen auf eine baldige Erholung zunichte machen und eine bereits fragile Weltwirtschaft aus der Bahn werfen.

   Fünf Jahre, nachdem Griechenlands Schuldenkrise zum ersten Mal die Weltwirtschaft erschütterte, stehen die Probleme des Landes erneut im Fokus der Aufmerksamkeit von Finanzministern und Zentralbankern aus den zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20). Sie treffen sich derzeit in Istanbul, um nach Wegen zur Stimulierung des globalen Wachstums zu suchen.

   Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble gab im Gespräch mit Reportern am Rande des Treffens keinerlei Hinweise, dass Berlin den Druck auf Griechenland lockern könnte, sein 240 Milliarden Euro teures Hilfsprogramm zu verlängern. Das Programm läuft Ende diesen Monats aus.

   "Ohne ein Programm wird es schwierig werden für Griechenland", sagte Schäuble. Er wisse nicht, wie die Finanzmärkte reagieren würden, falls Griechenland am Ende ohne Programm da stehe. Schäuble verwies auf die Entscheidung des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, vor weniger als einer Woche, keine griechischen Staatsanleihen mehr als Sicherheit in Repo-Geschäften zu akzeptieren.

   Griechenland will nicht durch die harten Konditionen des Hilfsprogramms gebunden sein und so bald wie möglich daraus aussteigen. Doch die neu gewählte Regierung ist damit innerhalb der EU auf starken Widerstand getroffen.

   Das Land steckt in einer Sackgasse, die die griechische Wirtschaft an den Rand des Zusammenbruchs und eines möglichen Ausstiegs aus der Währungsunion bringt - ein Ausgang, von dem Finanzexperten weltweit fürchten, dass die Eurozone daran zerbrechen könnte und die Region zurück in die Rezession kippt.

   "Eine starke Eurozone ist wirklich wichtig", sagte Chinas Vize-Finanzminister Zhu Guangyao am Sonntag auf einer Konferenz des Institute of International Finance vor dem G20-Treffen in Istanbul. "Wir hoffen wirklich, dass Griechenland und die Mitglieder der Europäischen Union auf produktive Weise bald zu einer Lösung kommen."

   Der britische Finanzminister George Osborne sagte, seine Regierung bereite sich auf einen möglichen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone vor. Er werde seine G-20-Kollegen dazu drängen, die Krise so bald wie möglich zu entschärfen.

   Derweil versuchte Frankreichs Finanzminister Michel Sapin, die Sorgen über Griechenland am Montag zu dämpfen: Er glaube, dass ein Kompromiss möglich sei. Frankreich habe sich davon überzeugen können, dass den Vertretern Griechenlands die Realität ihrer Schuldenlast durchaus bewusst sei, sagte Sapin. Das könne den Weg für konstruktive Gespräche mit anderen europäischen Regierungen ebnen.

   "Ich denke, es gibt die Flexibilität, eine kurzfristige Lösung zu finden", um Griechenland zu finanzieren, während ein langfristigeres Programm für das Land geschnürt werde, so Sapin weiter.

   US-Finanzminister Jacob Lew könnte in Istanbul eine Standpauke halten und seine europäischen Kollegen zu größerer wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit Griechenland drängen. Washington sorgt sich, dass kein Ausweg aus der Sackgasse gefunden werden könnte.

   "Wir ermutigen die griechischen Behörden, ein starke Reformprogramm umzusetzen und wir ermutigen Griechenlands europäische Partner und die internationale Gemeinschaft, das Land weiter zu unterstützen, um die Grundlage für langfristiges Wachstum zu stärken", sagte ein hochrangiger Vertreter des US-Finanzministeriums vor dem Treffen.

   Die griechischen Märkte gaben am Montag nach, nachdem Ministerpräsident Alexis Tsipras seine Pläne bekräftigte, eine Verlängerung des internationalen Hilfsprogramms abzulehnen. Die Turbulenzen in Griechenland überschatten auch die anderen Märkte. In den USA öffneten die Börsen im Minus, nachdem an Europas Aktienmärkten zuvor Verluste verzeichnet wurden.

   Die Finanzminister der Eurogruppe haben für Mittwoch ein Sondertreffen angesetzt. Mit Bezug auf dieses Treffen sagte der italienische Finanzminister Pier Carlo Padoan dem Fernsehsender CNBC in Istanbul, er sei davon überzeugt, dass alle einer Lösung zustimmen würden, die sowohl gut für Griechenland als auch für die Eurozone sei.

   "Es gibt kein Kartenhaus in Europa", sagte er. "Wir werden uns die Vorschläge der griechischen Regierung anschauen."

   Der türkische Wirtschaftszar und Vorsitzende des G20-Treffens, Vizepremier Ali Babacan, sagte, seine Regierung hoffe, dass die Diskussionen zwischen Griechenland und der EU, dem Internationalen Währungsfonds und der EZB zu "guten, beiderseitig akzeptierbaren Vereinbarungen" führen.

   Mitarbeit: Brian Blackstone und Nicholas Winning

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   February 09, 2015 11:30 ET (16:30 GMT)

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