03.10.2015 17:13:46

Russland konzentriert Angriffe nach eigenen Angaben auf IS-Ziele

   MOSKAU (AFP)--Nach massiver Kritik an russischen Attacken auf moderate Oppositionskräfte in Syrien konzentriert Moskau seine Angriffe nun offenbar auf die Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS): In den vergangenen 24 Stunden hätten Kampfflugzeuge neun IS-Einrichtungen bombardiert, teilte das russische Verteidigungsministerium am Samstag mit. Ein verbunkerter Kommandoposten nahe der IS-Hochburg Raka sowie ein Waffenlager in der Provinz Idlib seien zerstört worden.

   Bei einem weiteren Angriff auf ein Trainingslager nahe der Stadt Maaret al-Numan seien Munition und Waffen vernichtet worden, teilte das Ministerium weiter mit. Drohnen würden die Gegend unter der Kontrolle des IS überwachen. "Alle Ziele werden schnell zerstört, unabhängig von den Wetterbedingungen oder der Tageszeit."

   Moskau hatte am Mittwoch seine Luftangriffe in Syrien gestartet. US-Präsident Barack Obama kritisierte am Freitag im Weißen Haus, Moskau unterscheide nicht zwischen dem IS und moderaten Gruppen. "Aus ihrer Perspektive sind sie alle Terroristen. Und das führt ins Verderben." Denn Russland unterstütze dadurch die Regierung von Machthaber Baschar al-Assad, die von einer "überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung" abgelehnt werde.

   Der US-Präsident versicherte aber zugleich, dass sein Land und Russland nicht in einen "Stellvertreterkrieg" in Syrien treten würden. Eine Zusammenarbeit mit Moskau halte er weiterhin für möglich. Russland müsse dabei aber anerkennen, dass es in Syrien "einen Regierungswechsel" geben müsse.

   Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatschef François Hollande forderten Präsident Wladimir Putin auf, die gemäßigten Rebellen zu verschonen. Sie habe Putin "sehr deutlich gemacht", dass der Islamische Staat der Feind sei, den es zu bekämpfen gelte, sagte Merkel nach einem Treffen mit dem Kreml-Chef in Paris. Gemeinsam mit Hollande habe sie betont, dass es für Syrien eine politische Lösung geben müsse, die auch die Interessen der Gegner von Assad widerspiegele. Diese Opposition habe die "Unterstützung" Frankreichs und Deutschlands.

   Auch Hollande sagte, die russischen Luftangriffe dürften "nur" den IS treffen. Das jedoch geschieht nach Einschätzung Londons derzeit kaum. Der britische Verteidigungsminister Michael Fallon sagte der Zeitung The Sun vom Samstag, nur 5 Prozent der Attacken hätten tatsächlich Ziele des IS ins Visier genommen. Stattdessen greife die russische Luftwaffe vor allem Gebiete an, in denen Zivilisten leben, und nehme die Freie Syrische Armee ins Visier, die gegen Assad kämpft.

   Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zeigte sich verärgert. Nach seinen Informationen seien bislang 65 Menschen bei den russischen Angriffen getötet worden. Er werde Putin seine "Betroffenheit über diese Angelegenheit kundtun" und ihn drängen, "seine Schritte zu überdenken", sagte Erdogan am Samstag dem Sender Al-Dschasira Arabic. Die Türkei sei als Grenzland besonders von der Flüchtlingskrise betroffen. "Wir beherbergen zwei Millionen Menschen, sie sind nicht nach Russland gegangen."

   Der syrische Außenminister Walid al-Muallim verkündete derweil die Bereitschaft seiner Regierung, an Friedensgesprächen unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen teilzunehmen. Bei der UN-Generaldebatte in New York sagte er, Damaskus wolle sich an den von dem UN-Syrien-Gesandten Staffan de Mistura vorgeschlagenen Gesprächen beteiligen. Diese seien aber "vorläufig" und "nicht bindend".

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/smh

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   October 03, 2015 08:18 ET (12:18 GMT)- - 08 18 AM EDT 10-03-15

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