09.11.2015 12:53:40

ROUNDUP: Wincor Nixdorf sieht Rückenwind für Übernahmegespräche durch Umbau

PADERBORN (dpa-AFX) - Der Geldautomaten- und Kassensystemhersteller Wincor Nixdorf sieht sich trotz eines herben Gewinneinbruchs für die Verhandlungen über einen Zusammenschluss mit dem US-Konkurrenten Diebold gerüstet. Der eingeleitete Konzernumbau zahle sich bereits aus, sagte Vorstandschef Eckard Heidloff am Montag bei der Bilanz-Pressekonferenz in Düsseldorf. Er gab sich zuversichtlich, im neuen Geschäftsjahr wieder mehr zu verdienen. Damit habe Wincor auch eine Perspektive, weiter eigenständig zu bestehen. "Wir können es auch allein", sagte Heidloff. Jetzt gelte es abzuwägen, ob ein Zusammenschluss mit Diebold die bessere Alternative sei.

Mitte Oktober hatte sich das Paderborner Unternehmen mit den Amerikanern im Grundsatz auf einen Zusammenschluss verständigt. Diebold bietet insgesamt rund 1,7 Milliarden Euro oder 52,50 Euro je Aktie für Wincor. Das Geschäft ist allerdings noch nicht endgültig beschlossen. Die Gespräche liefen weiter. Wann mit einem Abschluss zu rechnen ist, wollte Wincor nicht sagen. Wincor-Aktien verloren bis zum Mittag gut ein Prozent und damit etwas stärker als der Mdax.

Für die Verhandlungen sieht Heidloff derzeit keinen Druck für sein Unternehmen. Mit dem im April eingeleiteten Umbauprogramm habe Wincor "gerade noch" den richtigen Zeitpunkt erwischt und sich neue Perspektiven eröffnet. "Wir sind aus einer kritischen Phase Mitte des vergangenen Geschäftsjahres sehr positiv herausgekommen." Die Sanierung solle sich schon im laufenden Geschäftsjahr auszahlen. Das erste Quartal sei überraschend gut angelaufen, erklärte der Wincor-Chef.

Seit Jahren kämpft Wincor mit einer schwachen Nachfrage vor allem nach Geldautomaten. Die Kreditbranche hält sich angesichts sinkender Erträge seit langem mit Investitionen zurück. Auch aus dem Einzelhandel fehlen Impulse. Hinzu kommt die Schwäche von Schwellenländern wie Russland, Brasilien und China, auf die Wincor stark setzte.

Das ließ im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr den Überschuss bei Wincor um 92 Prozent auf acht Millionen Euro einbrechen. Dabei belasteten auch die Kosten für den Umbau. Die Dividende soll nun ausfallen. Der Umsatz sackte um zwei Prozent auf 2,4 Milliarden Euro ab. Der um die Kosten für das Sparprogramm bereinigte operative Gewinn (Ebita) ging um knapp ein Viertel auf 102 Millionen Euro zurück. Schon im laufenden Jahr soll es dank des Umbaus wieder besser werden. Dann rechnet Wincor mit einem leichten Anstieg des Umsatzes und einem operativen Gewinn von wieder 150 Millionen Euro.

Im Zuge des Sparprogramms sollen vor allem die Produktionskapazitäten für Geldautomaten und Kassen reduziert werden, um auch bei geringerer Nachfrage noch profitabel arbeiten zu können. Dabei will der Konzern sich künftig wieder stärker auf seinen europäischen Kernmarkt konzentrieren und die Schwellenländer eher über Partnerschaften mit anderen Unternehmen bedienen. Zugleich will die Gesellschaft ihr Geschäft mit Software und Dienstleistungen konsequenter ausbauen und in diesem Bereich auch neue Beschäftigte einstellen. Dabei will Wincor auch stärker Angebote für das bargeldlose und mobile Bezahlen entwickeln.

Von den erwarteten Kosten für den Umbau sollen noch 40 Millionen Euro im neuen Jahr anfallen, 80 Millionen sind bereits in der aktuellen Bilanz verarbeitet. Wincor Nixdorf beschäftigte Ende September rund 9100 Menschen - etwa 100 weniger als im Vorjahr. Rund 1100 Stellen sollen im Zuge des Umbau wegfallen. Allerdings soll ein Großteil davon an anderer Stelle wieder hinzukommen./enl/mne/stb

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