ROUNDUP/Verband: Kein Ende des Fernbus-Booms in Sicht

ERFURT (dpa-AFX) - Ein Ende des Booms bei Fernbus-Linien ist nach Angaben des Branchenverbandes BDO vorerst nicht in Sicht. "Das Netz verdichtet sich, das Angebot schafft Nachfrage", sagte BDO-Präsident Wolfgang Steinbrück am Montag in Erfurt. Der Verband rechnet damit, dass die Zahl der Fernbus-Fahrgäste in Deutschland bis zum Jahr 2020 auf 30 Millionen jährlich steigt. In diesem Jahr werden 9 Millionen Passagiere erwartet. Rund zehn deutschlandweit agierende Anbieter sind laut BDO derzeit auf 300 Linien unterwegs. Die Boombranche macht der Konkurrenz auf der Schiene zunehmend zu schaffen.

Angesichts des ruinösen Preiskampfes dürfte Steinbrück zufolge allerdings kein Unternehmen Gewinn aus dem Fernbus-Geschäft einfahren. "Für fünf Euro von Erfurt nach Berlin zu fahren, ist für kein Unternehmen auskömmlich", sagte der Verbandschef, der in Thüringen ein Busunternehmen mit Ferntouren im Angebot betreibt. Vorerst sei das Verschwinden von Anbietern vom Markt zwar nicht absehbar. "Aber irgendwann müssen sie mal Geld verdienen."

In Thüringen profitieren bislang vor allem die Studentenstädte Jena, Weimar und Erfurt vom Fernbus-Angebot. Angefahren würden aber auch Eisenach, Gotha, Zella-Mehlis und Nordhausen, sagte Steinbrück. Die Verkehrsinfrastruktur in den Kommunen sei allerdings darauf noch nicht richtig eingestellt. So befänden sich die Haltestellen für Fernbusse oftmals an der Peripherie - statt im Zentrum der Städte.

Die Thüringer FDP verlangte am Montag einen Ausbau der Infrastruktur für Fernbusse mit öffentlichen Mitteln. Es gehe um gut erreichbare Busterminals in den Kommunen, sagte FDP-Landtagsfraktionschef Uwe Barth. Auch in der Verkehrsplanung müssten Fernbusse eine größere Rolle spielen.

Die wachsende Konkurrenz durch Fernbusse spüren die Deutsche Bahn und andere Schienenverkehrsunternehmen. So steht die von Veolia Verkehr betriebene Fernzugverbindung Interconnex zwischen Leipzig, Berlin und Rostock unter Druck. Die Deutsche Bahn beklagt wegen der Buskonkurrenz Einbußen im Nahverkehr./zei/DP/zb