27.10.2019 15:17:41
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ROUNDUP: IG BAU will Gespräche zum Bau-Mindestlohn für gescheitert erklären
BERLIN (dpa-AFX) - Die Verhandlungen über höhere Mindestlöhne in der Baubranche stecken in der Sackgasse. Nach Angaben der Gewerkschaft IG BAU wurde die dritte Verhandlungsrunde am Freitagabend ohne Ergebnis abgebrochen. Die IG BAU wolle nun das Scheitern erklären und die Schlichtung anrufen, teilte die Gewerkschaft am Samstag der Deutschen Presse-Agentur mit. Über das weitere Vorgehen soll an diesem Montag im Vorstand der Gewerkschaft beraten werden, sagte ihr Verhandlungsführer Dietmar Schäfers der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag.
Von den Bau-Arbeitgeberverbänden, dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) und dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB), war am Wochenende kein Kommentar zum Stand der Verhandlungen zu erhalten.
Die IG BAU fordert deutliche Lohnerhöhungen und die Einführung einer zusätzlichen Untergrenze für qualifizierte Fachkräfte im Osten. Eine konkrete prozentuale Forderung stellt die Gewerkschaft nicht. Sie pocht aber angesichts des Immobilienbooms auf eine "kräftige Anhebung".
Derzeit gilt im Bauhauptgewerbe mit rund 820 000 Beschäftigten ein bundesweiter Branchenmindestlohn von 12,20 Euro je Stunde. Für qualifizierte Beschäftigte im Westen haben Arbeitgeber und Gewerkschaften zudem eine Mindestvergütung von 15,20 Euro vereinbart
- diese Stufe fehlt seit vielen Jahren in Ostdeutschland. Die IG BAU
will sie auch dort wieder verankern.
Stattdessen wollen die Arbeitgeber nach Darstellung der Gewerkschaft einen einheitlichen Mindestlohn durchsetzen, der auf eine Abschaffung des höheren Mindestlohns für Facharbeiter auch im Westen hinauslaufe. "Dieser "Standard-Lohnsockel" soll - nach den Vorstellungen der Arbeitgeber - bundesweit gelten und auf vergleichsweise niedrigem Lohnniveau rangieren", kritisierte die IG BAU. Ein Mindestlohn von 12,40 Euro sei im Gespräch gewesen. "Wir müssen ein Verrutschen der Einkommensgrenzen für den Rest der Republik verhindern", sagte Schäfers.
Für Schäfers wäre dies "eine absolute Katastrophe für die Bauwirtschaft", die angesichts des Baubooms händeringend Beschäftigte suche. Die Gewerkschaft befürchtet zudem einen verzerrten Wettbewerb über Lohndumping "auf den Knochen der Beschäftigten", wie IG-BAU-Bundesvorstandsmitglied Carsten Burckhardt sagte. "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht den fairen Wettbewerb aufs Spiel setzen."
Mit den normalen Lohntarifverhandlungen hat der 1997 eingeführte Mindestlohn nichts zu tun. Viele Beschäftigte bekommen in ihren Betrieben über Tarifverträge mehr Geld als den Branchenmindestlohn. Der gilt aber laut IG BAU immerhin für etwa jeden fünften Bauarbeiter. Schäfers sprach von einem "drohenden Dammbruch" bei den Bau-Löhnen: "Im schlimmsten Fall steht der Bau im kommenden Jahr ohne untere Lohngrenze für die Branche da. Dann würde der Stundenlohn beim gesetzlichen Mindestlohn von 9,35 Euro liegen."/kf/DP/he
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